Teleskope zum kleinen Preis

Inzwischen ist der Markt an Teleskopen, besonders im unteren Preissegment deutlich vielseitiger geworden.
Neben den Teleskophändlern bieten Fotogeschäfte, Kaufhäuser und diverse Internethändler per Ebay preisgünstige Fernrohre mit z. T. recht unterschiedlicher Qualität an.

Unterschiedlichste Marken und Handelsnamen begegnen dem Suchenden. Letztlich gilt es zu unterscheiden, ob es ein Handelsname oder wirklich eine Marke ist, um Unterschiede zu erkennen bzw. die Angebote zu vergleichen. Dies wird zusehends schwerer, da besonders aus Fernost viele Hersteller auf den Weltmarkt drängen, die in unterschiedlichem Layout zu produzieren scheinen und sogar renomierte Firmen beliefern. Leider ist dadurch der Hersteller selten wirklich zu ermitteln. Anhand der Daten und Bilder kann man dennoch Rückschlüsse ziehen und teilweise erkennen, dass es sich um identische Geräte handelt, die sich z.B. nur durch die Lackierung o.ä. unterscheiden. Es gilt also die Angebote gut zu vergleichen.

Mitunter wird man dann feststellen, dass ein und dasselbe Gerät in zig Layouts unter verschiedensten Namen mit unterschiedlichen Preisen auf dem Markt ist. Die Preisunterschiede sind teilweise in recht unterschiedlichem Zubehör und dessen Qualität begründet - allerdings nicht immer.

An dieser Stelle möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß in diesem Segment eine recht hohe Serienstreuung keine Seltenheit ist. Es gilt also möglichst schnell das Teleskop zu testen und bei evtl. Mängeln ungehend zu reklamieren oder mit dem Händler eine Qualitätsabsprache zu treffen. Gut hat es derjenige, welcher bereits Kontakte zu anderen erfahrenen Sternfreuden hat und so deren Hilfe und ggf. auch Vergleichsgeräte nutzen kann um dies zu beurteilen.

Von daher rate ich jedem Einsteiger und Suchenden sich sehr genau zu informieren und Schnellschüsse zu vermeiden. Der Geldbeutel wird es einem danken.

Unabhängig davon ist Astronomie ein praktisches Hobby. Der Umgang mit dem Teleskop will erlernt und geübt werden. Auch die teilweise doch gigantischen Ausmaße sollte man beachten, genau wie das Gewicht. Insofern kann ich jedem Interessenten nur raten, sich neben dem Marktüberblick via Internet z.B. die Teleskope live im Einsatz anzusehen. Sternwarten, Vereine oder lose Beobachtungsgruppen finden sich nahezu in jedem Winkel Deutschlands und sind i.d.R. sehr freundlich, hilfsbereit und lassen gerne auch Neulinge mit beobachten.
Auch Fragen werden gerne beantwortet. Gute Gelegenheiten Sternfreunde zu finden bietet das Internet. Meist haben Sternwarten und Vereine eine HP, nicht organisierte Gruppen findet man in einigen Yahoo-Groups oder den Astroforen, von denen ich Astronomie.de und den Astrotreff.de hervorheben möchte. Über den Wert praktischer Erfahrungen vor dem Kauf habe einen separaten Artikel verfaßt.

Dennoch möchte ich hier meine persönlichen Favoriten unterteilt nach Anschaffungspreis (Stand Juli 2004) kurz vorstellen.

Bis 100 €

In diesem Segment finden sich allerlei Teleskope, vorwiegend Refraktoren nach Fraunhofer und kleine Spiegelteleskope. Da die mitgelieferten Montierungen oft so schlecht sind, das kein Beobachtungsspaß aufkommen kann, verdient dieser Aspekt besondere Beachtung. Die azimutalen Wackelgestelle, die mir auch fast den Spaß verdorben haben, sind u.a. ausschlaggebend dafür, daß ich hier den Skylux 70/700 (LIDL) für das Angebot schlechthin halte. Für zuletzt 69,99 € erhält man einen ordentlichen Refraktor mit brauchbarem Zubehör in Standartgröße auf einer guten Montierung. Natürlich ist hier einiges an Plastik verbaut, aber zu annehmbarer Qualität. Das leichte und damit gut transportable Gerät hat seine Stärken am Mond und am Planeten. Auch Doppelsternbeobachtungen sind machbar. Deep Sky hingegen zeigt der LIDL schon einige Objekte, jedoch ist die Auflösung und Lichtstärke selten ausreichend für viele Details. Bei guten Bedingungen und unter Verwendung von hochwertigen Okularen mit einem sehr guten Zenitspiegel sind Vergrößerungen jenseits von 150fach möglich. Weitere Informationen im Erfahrungsbericht, der auch einige Hinweise zur Verbesserung/Optimierung enthält.

Bis 200 €

In dieser Preisklasse findet man größere Fraunhofer und die nächst größere Spiegelkategorie - der 114/900er Newton, der Klassiker unter den Einsteigergeräten. Dieser erfreut sich immer noch großer Beliebtheit und das zu Recht. Ein universeller Newton mit moderatem Gewicht und einer deutlich größeren Lichtsammelleistung als z. B. der LIDL. Dadurch ist er sowohl am Planeten als auch im Deep Sky Bereich schon deutlich besser.

Maximalvergrößerungen von über 200fach sind mit gutem Ergebnis unter Verwendung guter Okulare erreichbar und eröffnen dem Beobachter so schon einige Details auf den Planetenoberflächen, wenn die Himmelsbedingungen entsprechend sind. Helle Kugelsternhaufen werden ansatzweise in Einzelsterne aufgelöst, wie überhaupt die helleren Deep Sky Objekte mit einigen Details aufwarten können. Das Gerät ist immer noch sehr gut zu transportieren, schnell aufgestellt und auch schnell einsatzfähig. Neben der Optikqualität ist bei einem Newton noch auf eine gute Justage zu achten, die man selbst machen kann und ab und zu auch muß. Anleitungen dazu finden sich im Net - einige davon sind im Wissensspeicher verlinkt.

Wesentliche Unterschiede bei den Angeboten sind neben der mitgelieferten Montierung, die Zubehörqualität und die Konstruktion der Fangspiegelspinne. Diesen Dingen empfehle ich eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Als Montierung für visuelle Zwecke sollte zumindest die LIDL-Montierung ( Astro 3 oder Cosmostar) das Teleskop tragen. Die Fangspiegelspinne sollte möglichst dünn sein um maximalen Kontrast zu gewährleisten. Manche Okularauszüge sind aus zu weichem Plastik, so das sich die Zahnstange am Innenrohr sehr schnell abnutzt und eine Fokussierung nicht mehr möglich ist. Mit normalen Plössl Okularen kann man an diesem Gerät schön beobachten. Da zu viele Varianten dieser Newton auf dem Markt sind, enthalte ich mich einer Markennennung. Einen Bericht zu meinem 114/900er Newton gibt es hier.

Bis 300 €

In dieser Preisklasse tauchen die ersten 6" Dobsonteleskope auf, die ich an dieser Stelle für empfehlenswert halte. Refraktoren in dieser Preisliga haben schon deutlich weniger Öffnung als die Newtonteleskope und sind somit hinsichtlich Lichtsammelleistung und Auflösungsvermögen nicht konkurrenzfähig.
Maximale Öffnung, d.h. 150mm in Newtonbauweise auf einer azimutalen Montierung bieten viele Möglichkeiten. Ausgenommen sind Großfeldbeobachtungen, weil nur 1,25" Okulare verwendet werden können und die Brennweite mit 1,20m schon recht groß ist. Vergrößerungen von 250fach und mehr sind realistisch, wenn es um helle Planeten oder den Mond geht. Zahllose Deep Sky Objekte sind gut zu erkennen und offenbaren einiges an Details. Der gute Kontrast wird durch eine dünne 4-Arm Fangspiegelspinne und die geringe Fangspiegelabschattung erreicht. Ältere Versionen kommen mit einer 3-Arm-Spinne. Mit 1,2 m Länge ist das Teleskop schon groß, aber dennoch gut transportabel. Die Dobson Montierung macht einen Aufbau in einer Minute möglich. Bis zum Einsatz mit maximaler Vergrößerung bedarf es jedoch etwas Zeit, weil sich der Spiegel an die Umgebungstemperatur anpassen muß. Dies gilt für jedes Teleskop, wird aber erst ab dieser Größe beim offenen Newtonsystem deutlich bemerkbar. Im Winter sind das durchaus ½ Stunde, ggf. sogar mehr. Ob des Öffnungsverhältnisses ist der Dobson recht unkritisch hinsichtlich der Anforderungen an Okulare, so das auch einfache Bautypen gut zu verwenden sind.
Angeboten werden diese Teleskope unter den Namen GSO, TS und Galaxy.

Wer etwas kleines sehr kompaktes sucht, wird in der Preisklasse kleine Maksutov-Optiken, wie mein Reiseteleskop finden, die zusammen mit kleinen Montierungen hoch transportable Planetenteleskope (Bericht) mit überraschend guter Leistung sind. Konstruktionsbedingt ( Obstruktion) kommen sie i. S. Deep Sky nicht an vergleichbare Linsenteleskope heran. Am Planeten kommt die Farbfehlerfreiheit dieser Teleskope zum tragen. Wichtig ist noch die mechanische Qualität der Fokussierung, die bei diesen Geräten durch verschieben des Hauptspiegels erfolgt. Nur wenn dies weitgehend frei von Spiel ist, kann man vernünftig fokussieren. Gute eigene Erfahrungen habe ich mit den Skywatcher Travelmaks gemacht. Positive Berichte von Sternfreunden bestätigen dies. Bilder und weitere Informationen zum Travelmak 90 findet man auf meiner Equipmentseite.

Bis 400 €

8" - für viele der Einstieg in die Deep Sky Beobachtung - ist für 400,- € zu realisieren, wenn man einen Dobson wählt. Wer parallaktisch beobachten möchte, wird in dieser Preisliga einen 150/750 Newton auf einer EQ3 oder vergleichbar bekommen.
Der Reihe nach. Einige Hersteller sind in diesem Segment mit f/5 und f/6 Varianten am Markt. Während f/5 m. E. eher Deep Sky orientiert ist, kann man die f/6 Variante sicher als Allrounder bezeichnen. Sowohl am Planeten und besonders bei Deep Sky zeigen diese Geräte noch einmal deutlich mehr als die 6 Zöller. 300- 350fach sind realistisch ( gute Bedingungen und Okulare vorausgesetzt). Die Größe bringt längere Auskühlzeiten mit sich und ein weiterer Effekt kommt merklich zum tragen - das Seeing. Unruhige Luft wird deutlich erkennbarer und reduziert an manchen Abenden die sinnvoll einsetzbaren Vergrößerungen z.T. deutlich.
Der Längenunterschied von 20 cm zwischen f/5 und f/6 ist deutlich, das Gewicht fast gleich. Wer später einmal den Newton parallaktisch verwenden möchte, sollte sich gut überlegen welche Variante er nimmt, weil die Hebelwirkung des längeren Teleskops mit entscheidend ist, welche Montierung ausreicht. Beachten sollte man die Okularwahl, da bereits der f/5 Newton bei weitem nicht mehr mit jedem Okular harmoniert. Da ist die f/6 Variante deutlich anspruchsloser.
Als Dobson immer noch gut im Kleinwagen zu transportieren, ist, ob der inzwischen moderaten Preise, diese Teleskopklasse nun schon für viele das Einstiegsgerät. Mit gutem Zubehör kann es dies auch auf viele Jahre hinaus sein. Gute Qualitäten in diesem Preissegment gibt es bei den 3 Hauptanbietern Galaxy, GSO und Skywatcher. Unterschiedliche Spiegelmaterialien werden hier angeboten und verbaut. Sie unterscheiden sich hinsichtlich Ihres Auskühlungsverhaltens. Die Spiegelqualität als solche ist hier von nicht zwingend abhängig.

Parallaktisch finde ich das derzeitige Angebot 150/750 Newton auf z. B. EQ3 interessant ( Bericht ). Eine noch ausreichend dimensionierte Montierung und viel Licht bietet diese Kombination. Die Stabilität der Kombination kann durch Austausch des Stativs z.B. gegen ein Stahlrohrstativ weiter verbessert werden.
Auch wenn das Teleskop eher Deep Sky orientiert ist, kann man die Objekte des Sonnensystems mit bis zu 250fach sehr schön beobachten. Etwas unglücklich finde ich die Tatsache, dass der Okularauszug nur 1,25" Steckmaß hat und so trotz der kurzen Teleskopbrennweite nicht die ganz großen Gesichtsfelder erreicht werden können. Gut zu tranportieren, ein schöner vielseitiger Einstieg, der dank f/5 nicht ganz Okular unkritisch ist. Wer perfekte Abbildung bis zum Rand will, wird hochwertige Okulare anschaffen müssen.
Die Montierung kann auf beiden Achsen motorisiert und mit einem Polsucher ausgestattet werden, allerdings zu einem stolzen Preis. So ist Astrofotografie möglich, wenn das Innenleben der Montierung von entspechender Qualität ist. Haben die Getriebe etc. zu große Schwankungen und Fehler, wird Deep SkyFotografie nicht wirklich gut gelingen. Weniger Anforderungen stellt das Fotografieren mit einer Webcam, was aber hauptsächlich für Mond und Planeten angewand wird.
Wer etwas mehr Geld inverstieren kann oder will sollte ein größere Montierung dann auch mit Schnellwechselkupplung nehmen, die der EQ3 oder Skyview z.B fehlt. Eine nachträgliche Umrüstung ist möglich (siehe mein Equipment), allerdings zu einem hohen Preis, wie ich finde.

Dies sind meine persönlichen Ansichten. Je nach Neigung und Anforderung kann man zu anderen Ergebnissen kommen. Insofern sind die Aussagen als Anregung, nicht als absolute Empfehlung zu verstehen.

© 7/2004 Antares