Celestron C6N - Newton 150/750mm

Viel Leistung - kleiner Preis, das wollen alle, auch der Hobbyastronom. Aus diesem Grund habe ich mir mal den Celestron C6N, einen Newton mit 150mm Öffnung und 750mm Brennweite angeschaut. Er ist derzeit für 149,- € (Stand 2005 ) (Tubus, Schelle und Sucher) zu erwerben und dringt damit in eine Preisregion vor, in der früher eher der 114/900 Newton beheimatet war.

Dank mehr Öffnung und kürzerer Brennweite ist er eher Deepsky orientiert. Dennoch sollten auch Planeten ordentlich abgebildet werden, auch wenn er mit einem Öffnungsverhältnis von f/5 nicht darauf spezialisiert ist. Der Fangspiegel ist entspricht mit 45mm kleine Achse exakt 30% linearer Obstruktion - ist also schon recht groß dimensioniert. Die zu verwendeten 1,25" Okulare werden gut ausgeleuchtet. Dafür ist der FS sogar etwas zu groß. Würde man den Abstand HS zu FS etwas vergrößern und einen niedrigeren Okularauszug anbauen, würden auch in Frage kommende 2" Okulare mit maximalen Feldblenden ausreichend ausgeleuchtet ( 35er PanOptik, AP 7mm, 39mm Feldblende oder 31mm Nagler, AP 6,2mm und 42mm Feldblende ). Hierzu ist aber ein Totalumbau erforderlich, der bei mir als Ergebnis den Reisedobson hervorbrachte.

Wie man sieht, habe ich den C6N auf der EQ3-2 mit einem Stahlrohrstativ montiert. 3 Gegengewichte reichen zur Balance. Die Kombination ist nicht ganz frei von Schwingungen, dennoch kann man so m.E. ordentlich beobachten. Hohe Vergrößerungen einzustellen ist nicht ganz so einfach, da der 1,25" Okularauszug recht schwergängig ist und damit die Wackelei fördert. Insgesamt ein einsetzbare Kombination, die m.E. die Untergrenze darstellt. Sicher ist der Newton auf einer EQ5/Astro5 besser/stabiler montiert.

Die Schellen des Newtons kommen mit einem Fotostativgewinde oben und sind ausreichend stabil. Der ebenfalls mitgelieferte 6x30 Sucher ist gut und in einer Springloadfassung gehalten. Der Tubus ist stabil und ausreichend dimensioniert und wirkt insgesamt äußerlich hochwertig. Allerdings ist die Innenschwärzung, wie bei vielen Geräten aus Fernost verbesserungswürdig. Insbesondere die Innenseite des Okularauszugs ist alles nur nicht reflexfrei. Hier sollte man unbedingt Hand anlegen, wie in unserem Artikel zur Tubusauskleidung gezeigt wird.
Die Fangspiegelspinne ist 4armig und sehr dünn. Sie trägt den FS-Halter stabil und ist verstellbar.

Der FS selbst ist geklebt und wird nicht wie bei den GSO Geräten von einer Fassung eingerahmt, die oft bei Kälte durch zusammenziehen für Astigmatismus sorgt. Dieses Problem umgeht man hier.

Nachteilig finde ich die Justagevorrichtung, da hier mit Imbusschrauben (2mm) gearbeitet wird. Eine korrekte Ausrichtung war nur sehr schwer zu erreichen.

Gleiches gilt für den Hauptspiegel, hier braucht man allerdings 3mm Imbus und Kreuzschlitz.

Lobenswert ist der bereits serienmäßig angebrachte Ring zur Hauptspiegelmittenmarkierung, der gut erkennbar ist.


Der Hauptspiegel wird durch einen abschraubbaren Deckel geschützt.
Diesen muß man auch entfernen, wenn man justieren will.

Mit Deckel braucht der Newton viel Zeit zum auskühlen, ohne geht es sehr schnell, da der Spiegel frei liegt, wie bei meinem veränderten GSO Newton.

Justiert wird mit 3 Kreuzschlitzschrauben und 3mm Imbusschrauben auf Zug und Druck. Die Imbusschrauben, als Madenschrauben ausgeführt, sind sehr kurz und schwer zu erreichen.
Das Schraubenmaterial ist recht weich und bedarf vorsichtigen Umgang mit dem Schraubendreher.

Diese Lösung gefällt mir nicht wirklich, ist aber konstruktionsbedingt wegen des Deckels erforderlich.

Gehalten wird der HS in einer Metallfassung mit 3 Auflagepunkten am Rand. 3 Gummipads um den Spiegel schützen ihn vor dem Herausfallen.

Die Optik zeigte beim Sterntest konzentrische sauber definierte Kreise. Die Koma tritt längst nicht so stark in Erscheinung, wie bei schnelleren Geräten. Mit einem 32mm Plössl macht Großfeldbeobachtung Spaß, auch wenn ich hier und da etwas mehr Bildfeld und bessere Randschärfe begrüßte hätte. Der Fokus wurde mit all meinen Okularen erreicht, ohne das es einer Verlängerung bedurft hätte.
Ohne Filter konnte der Orionnebel schon gut mit seinen ausladenden Schwingen auch unter Vorstadtbedingungen erkannt werden. Die Plejaden waren ein Meer voller Sterne - ein toller Anblick. Auch h&Chi zeigten sich als sehr sternreiches Gebiet. Gerade in diesem Bereich schien mir der Unterschied zu 8" Öffnung nicht so groß zu sein. M81/M82 als Beispiel dagegen offenbarten, dass es schon einen Unterschied macht ob ich 6 oder 8 Zoll zur Verfügung habe.

Am Mond forderte die gesammelte Lichtmenge schon einen Graufilter um eine Blendung zu vermeiden. Für Planeten, in diesem Fall Saturn, ist die Öffnung genau richtig. Ein schöner Anblick in diesem Gerät - und das ohne Optimierung der Innenschwärzung. Das geht noch besser, denke ich, wenn man den Newton optimiert. Seeing bedingt war erst bei 3,5mm Schluß, was immerhin 214fache Vergrößerung ergibt. Hier geht sicher mehr. Dennoch war die Cassiniteilung eine leichte Übung und die Nuancen in der Oberflächenfarbe von Saturn zu erkennen.

Als Okulare kamen zum Einsatz: 32mm Plössl, 22mm LVW, Speerswaler 10WA, Speerswaler Zoom, LVW 3,5 und Nagler 2,5mm

Fazit:
Dieses Gerät ist insgesamt trotz einiger Kritikpunkte ein schöner, kleiner Allrounder, auch wenn Planetenvergrößerungen nur mit sehr kurzbrennweitigen Okularen oder Barlow erreichbar sind. Die Mechanik ist chinatypische Qualität, der Spiegel scheint wirklich gut zu sein.
Der Okularauszug lauft recht schwer, wirkt aber stabil und hat bereits Fotogewinde. Er zeigte kein Shifting.
Da auch die Planetenleistung wirklich zufrieden stellt, erscheint mir ob des Preises dieses Teleskops ein 114/900 Newton einen schweren Stand zu haben. Einzig die größere erforderliche Montierung verteuert die Anschaffung. Dafür bekommt man aber erkennbar mehr Leistung.
Natürlich sollte man auch beachten, das bei f/5 die Okulare geeignet sind. Da mein Okularbestand darauf ausgerichtet ist, hatte ich hierbei keine Probleme. Lediglich das 32mm Plössl erinnerte mich an die Thematik, da es mit f/5 am Bildfeldrand erkennbare Schwierigkeiten hatte. Zudem sind hohe Vergrößerungen nur mit sehr kurzbrennweitigen Okularen oder mit Barlow erreichbar, was im Hinblick auf die Zubehörkosten zu bedenken ist.
Aufgrund des Preises ein attraktives Angebot zum Einstieg oder auch als Zweitteleskop für den schnelleren Einsatz.

© 2/2005 Antares