Viele
Sternfreunde schwören auf die Vorteile von binokularem Sehen. Hier gilt es
2 Ansätze zu unterscheiden. Während am normalen Teleskop ein Binokularansatz
das eingesammelte Licht mittels Strahlenteiler auf 2 Augen verteilt, was einen
gewissen Lichtverlust mitbringt, ist ein Fernglas ein echtes Binokular. Hier wird
für jedes Auge separat Licht gesammelt, was nach meiner Wahrnehmung einen
deutlicheren Gewinn bringt. Unser Gehirn scheint in der Lage zu sein, die Bilder
der beiden Augen wahrhaftig zu addieren, so dass gemessen an der reinen Öffnung,
ein großer Gewinn in der Detailwahrnehmung entsteht. Mehrere Gelegenheiten
mit einem Fujinon 150mm zu beobachteten, haben mich dazu bewogen mir auch ein
Großfernglas anzuschaffen, wobei ich mir preislich enge Grenzen gesetzt
hatte.
Das
Gerät
In
einer gewaltigen Kiste kam das Fernglas gut verpackt bei mir an. Die Dimensionen
sind der Transporttasche geschuldet, die für meine Begriffe mehr als großzügig
dimensioniert ist. Auch deswegen hat mein Fernglas letztlich als neue Behausung
einen üblichen Alubaumarktkoffer mit Standartmaßen bekommen. Dieser
bietet noch genug Platz, um die Giro-Mini und das L-Braket aufzunehmen, das ich
zur Montage benötige. Das ganze steht auf einem Stativ unbekannter Herkunft,
welches dank 3fach ausziehbarer Beine und zu kurbelnder Mittelsäule für
fast jede Beobachtergröße eine angenehme Einblickhöhe erreichbar
macht. Mit gut 4 Kilo ist das Fernglas kein Leichtgewicht. Einfachere Neigeköpfe
genügen zur Montierung nicht mehr. Auf die Giro-Mini fordert schon ein Gegengewicht
um sauber zu laufen. Ein kleines Gewicht, passend zu den Synta Montierungen, passt
und genügt. Ich bin einen Schritt weiter gegangen und habe gleich eine Gegengewichtsstange
mit einer weiteren Schnellkupplung zugekauft und so ein weiteres Gerät, welches
dann auch Gegengewicht ist, montieren zu können. Freihandbeobachtungen sind
ob der 20fachen Vergrößerung nicht vernünftig machbar. Selbst
mit aufgestützten Armen wackelt man sehr schnell. Mit einer Länge von
fast 40 cm ist es noch recht transportabel und geht auch als Handgepäck auf
Reisen durch.
Mit 20x90, also 20facher Vergrößerung bei 90mm
Objektivöffnung ergibt sich eine Austrittspupille von 4,5mm. Diese ist auch
unter mittlerem Himmel immer noch gut und sinnvoll zu verwenden, aber dennoch
groß genug um lichtschwache Objekte, wie große Nebel gut zu zeigen.
Viele meiner Zeichnungen in der Galerie sind damit entstanden
und sollten so einen Eindruck dessen, was das Glas leisten kann vermitteln. Mit
rund 3 Grad Feld (die Herstellerangabe von 3,2 Grad erscheint mir etwas zu hoch)
bietet es schöne Übersichten und löst großflächigere
Objekte schon ansehnlich auf. Visuell erreichbar sind 11-12mag Sterne, was für
sternreiche Gesamtanblicke sorgt. Saturn ist klar von Ring getrennt und Jupiter
zeigt die zentralen Bänder und natürlich die Monde. Von der Wahrnehmung
her liegt das Gerät bei gleicher Vergrößerung fast auf Niveau
eines monokular betrieben 6 Zöller (wie mein Reisedobson). Als bekennender
Peilsuchernutzer habe ich mir einen Halter für den Peilsucher gebaut. Dieser
wird an der zentralen Stange, die auch vorn am Glas befestigt ist, montiert. Über
die Stange ist das Fernglas in die Balance zu bringen. Die zentrale Fokussierung
läuft ordentlich, könnte evtl. etwas weicher gehen. Wichtig ist, dass
sie in jeder Lage stabil bleibt. Anders als teurere Markengeräte hat dieses
Fernglas keine Taukappen und taut daher
sehr schnell zu. Wie bei meinen Teleskopen kommt bei mir 3mm Moosgummi mit Klettband
zum Einsatz von etwa 10cm Länge. Die Objektivdeckel aus Gummi halten, wie
auch die Okulardeckel nicht besonders gut. Hier muss man etwas nachhelfen. Der
Augenabstand ist für Brillenträger nicht wirklich ausreichend, ohne
Brille aber angenehm. Das Feld ist gut zu überblicken und wirkt keinesfalls
tunnelig. Die Prismen sind ausreichend dimensioniert; das Glas vignetiert also
nicht. Dank Dioptrieeinstellung ist dieses Glas für die eigenen Augen gut
anzupassen. Die einfachen Objektive zeigen in der Randabbildung leichte Schwächen
und Wölbung und auch einen geringen Farbfehleransatz. Insgesamt empfinde
ich dies noch nicht als störend oder abträglich, insbesondere, wenn
man den Anschaffungspreis berücksichtigt.
Fazit
Ingesamt
bin ich mit dem Fernglas zufrieden. Man erhält viel Leistung und eine ordentliche
Mechanik für recht wenig Geld. Die kleinen vorgenommen Erweiterungen sind
von jedem zu bewerkstelligen und bringen sinnvollen Nutzen. Keinesfalls übersehen
darf man aber den gravierenden Nachteil - den graden Einblick. Besonders in Zenitnähe
ist auch mit der Giro der Komfort nicht gut, wobei viel davon abhängt, mit
welchem Stuhl man beobachtet. Ein gute Rücken- und Kopfunterstützung
mittels Stuhl steigert den Spaß ungemein und sorgt auch bei hoch am Himmel
stehenden Objekten für recht entspanntes Beobachten.