Tuning am Speerswaler Zoom

Eigenheiten dieses Okulars, welches zunehmend verbreiteter wird, haben 2 Sternfreunde veranlaßt dieses Okular zu tunen.
Dank gilt Stefan Ploner für die Anregung eine 2" Hülse für dieses Okular zu schaffen und Günther Mootz, der eine Möglichkeit fand, die Brennweite des Zomms zu modifizieren. Aber seht selbst...

Die 2" Hülse:
Die bekannt knappe Fokuslage des Zooms macht dieses Okular für manche Sternfreunde nicht verwendbar. Um den notwendigen intrafokalen Weg zu generieren kam Stefan Ploner auf die Idee das Zoom als 2" Okular zu betreiben. So spart man den 1,25" Zoll-Adapter, was ggf. schon reicht um den Fokus zu erreichen. Er fertigte einen Adapter gemäß dieser Skizze. Und so sieht sein Ergebnis aus.


Weiterhin kann man die Verstellung modifizieren und optimieren.
Die Mutter innen bei der Version mit der Rändelschraube habe ich eingeklebt (ansonsten löst sich diese da man ja gegen den Uhrzeigersinn klemmen muss). Ein Klemmen ist aber bei mir nicht mehr notwendig, da sich die Hülse weich verschieben lässt, das Okulargewicht aber ohne Klemmen problemlos hält, wenn man Teflon einklebt gemäß der beiden folgenden Bilder.

Um das Okular zu zerlegen ist einfach die Feststellschraube zu entfernen, die „Barlowlinse“ der Steckhülse und das Oberteil des Okulars herauszuschrauben.
Stefan Ploner

Die Brennweitenmodifikation:
Veränderung Speers Waler Zoom 5-8 mm auf ca 6- 3,5 mm

Ich wollte mit dem Zoom an meinem 8“ f 6 Dobson auf höhere Vergrößerungen als 240fach kommen, da der Dobs dies nun einmal hergibt, gute weitwinklige Okulare um 4 mm Brennweite aber selten und teuer sind.

Nach anfänglichen Versuchen mit Plastikhülsen ist nun der erste Prototyp einer aus Alu gedrehten Hülse mit gut passenden Gewinden fertig. Durch einen Fehler beim Gewindeschneiden hat diese Hülse anstelle der erforderlichen 20 mm nur 18 mm optischen Weg, das tut dem Erfolg aber keinen Abbruch, 22mm oder 25 mm dürften auch noch machbar sein und die Brennweite nach unten drücken. Hier kann man noch umfangreiche Versuche und Tests anstellen. Die Hülse sitzt zwischen der abschraubbaren Okularsteckhülse in der das Barlowelement untergebracht ist und dem eigentlichen Okularkörper.
An meinem 8“ f 6 Dobson verliefen die Test`s durchweg sehr positiv, eine Verschlechterung der Okulareigenschaften konnte nicht bemerkt werden, die Abbildung bleibt, auch über die im Originalzustand erreichbare 240fach Vergrößerung hinaus, bis zu nunmehr erreichbaren 300fach, konstant gut. Testobjekte waren Mond, Mars, Doppelsterne und Sternhaufen.
An meinem 114/500er Reflektor hatte ich den Eindruck, die Sternpünktchen würden am Bildfeldrand etwas dicker, für f 4,4 aber immer noch eine sehr gute Leistung.

Ein Haken an der Sache, den ich bei längeren Beobachtungen zu bemerken glaube, ist ein etwas nervöseres Einblickverhalten, man muss sich m.E. sehr genau über dem Okular positionieren. Kein KO-Kriterium, aber ein mögliches Warnsignal, dass die Zwischenhülse nicht wesentlich länger werden darf. Ich bin nicht der ultimative Optiktester und würde eine Überprüfung meiner Ergebnisse durch versierte Sternenfreunde begrüßen.

Warum funktioniert das überhaupt und warum macht man das nicht vom Hersteller aus?
Das Okular ist von Haus aus 15cm lang und ein Pfund schwer. Gezoomt wird über einen einfachen Schiebemechanismus und auf Stellung 5 mm ist das Okular dann 20,5 cm lang. In dieser Stellung ist das Okular schon an der Grenze des mechanisch machbaren, es wackelt leicht, was sich aber noch nicht auf die Abbildungsleistung auswirkt. Es über Zoom auf 4mm zu bringen, würde nochmals 2 cm mehr Baulänge für das Okular und das auch noch im ohnehin schon grenzwertig ausgeführten Schiebemechanismus bedeuten.
Die Brennweiten Änderung wird nur über den zu verändernden Abstand des eigentlichen Okularlinsenstapels von der Barlowlinse in der Steckhülse erreicht.
Die Zwischenhülse bewirkt, dass das Okular nunmehr 7-4 mm Brennweite hat, da sich der Abstand Okular zur Barlow nicht mehr bis zu Brennweite 8 mm verkürzen lässt, aber eine Verlängerung des Abstandes bis Brennweite 4 mm möglich ist. Zwischen 7 mm und 5 mm ändert sich gar nichts, auch nichts an der immer erforderlichen Nachfokussierung beim Zoomen. Die Wege und Abstände sind genau so wie im Originalzustand.

Die Gretchenfrage ist, ob das Okulardesign, welches auf Brennweiten von 8 mm und 5 mm gerechnet ist, die Veränderung auf bis 3,5 mm und den sich dann ergebenden längeren Abstand zwischen Okular und Barlow erlaubt. Dies ist, zumindest bei meiner Kombination mit einem Newton f 6 der Fall, wie meine Tests gezeigt haben. Bei kleineren Öffnungsverhältnissen (f 8, f 10) sind ebenfalls keine Probleme zu erwarten, bei f 5 wäre ich noch optimistisch, aber nicht mehr sicher.

Sven Wienstein hat z.B. ein 14er Speers in der L-Version (lange Steckhülse und 72° Feld) getestet und an f 5 eine mangelnde Randschärfe festgestellt, die das normale 14er Speers mit 80° Feld nicht zeigt. Es könnte durchaus sein, dass dieses 14L ein normales 16er oder 18er mit verlängertem Barlowabstand ist (reine Spekulation). Da wäre also die Rechnung für f 5, wie übrigens auch beim 18er Speers nicht aufgegangen.

Ich denke, die Kanadier haben im Falle des Zooms eine sehr einfache, aber gut funktionierende Mechanik mit einem ebenso einfach geschliffenen aber genau so guten Linsensystem zu einem in der Summe der Eigenschaften sehr guten Okular kombiniert und sind dabei nicht an/über die Grenzen des sinnvoll Machbaren gegangen. Daher bleibt Raum für Spielereien und diese Spielereien bringen sogar noch den erwünschten Erfolg.

Update:

Inzwischen haben viele Tests ergeben, dass ich die Möglichkeiten anfänglich unterschätzt habe. Das Zoom lässt die Verwendung von bis zu 50 mm Hülsenlänge und damit verbunden eine kleinste Brennweite. von 3,5 mm zu. Dies teilt man besser in zwei Längen, 30 mm und 20 mm auf.

Es hat sich gezeigt, dann sich die 30 mm Hülse sehr gut zum „festen“ Einbau in das Zoom eignet. Es bietet dann ein Brennweitenband von 6,8 bis 4 mm und damit an vielen gängigen Teleskopen die Möglichkeit, sich an die seeing- und objektbezogene V.-Max heranzutasten. Der dauerhafte Einbau empfiehlt sich, um das ständige lästige Hin- und Herschrauben im Feld und die damit latent verbundene Gefahr, sich Staub, Feuchtigkeit und Beschädigungen einzuhandeln, zu vermeiden.

Die zusätzliche 20 mm Hülse bringt das Zoom auf 3,5 mm Brennweite, was nur in Ausnahmefällen nutzbar ist und eine weitere Einschränkung des Zoombereichs von knapp über 6 mm bis 3,5 mm Brennweite mit sich bringt. Je länger die Hülsen werden, umso geringer wirkt sich zusätzliche Länge auf die Verkürzung der Brennweite aus, um so mehr wird jedoch „oben“ abgeschnitten. Das Zoom hat mit 50 mm Hülsenlänge die Grenze des Machbaren also erreicht, manchem Beobachter wird der knapper werdende Augenabstand und der Einblick schon unangenehm.

Die Hülsen lassen sich, in verschiedenen Längen, an allen SW Okularen der WA-Serie einsetzen, was dann interessant wird, wenn z.B. die Wunschbrennweite 10 oder 12 mm fehlt und ein 14er Speers vorhanden ist. Auch das langbrennweitige Okular der Serie (17er neu/18er alt) , welches bekanntlich als einziges Exemplar mit schnellen Teleskopen (F/6 und schneller) nicht gut harmoniert, lässt sich mit 10-20 mm Hülsenlänge auf 17/16 mm Brennweite drücken, was der Randschärfe des Okulars an schnellen Teleskopen sehr förderlich ist.

Gerade beim 14er und 17er Speers liegt der Fokus extrem weit innen, mit Hülsen rutscht er bekanntlich noch weiter in die ungünstige Richtung. Hier hat sich eine 2“ Aufschiebhülse bewährt, die zulässt, dass das Okular weiter in den OAZ eintaucht. Die Funktionsweise der integrierten Barlow Linse bewirkt, das der Fokus erheblich weiter nach außen verlegt wird als das Barlowelement tiefer in den Strahlengang eintaucht.

Günther Mootz


Nachtrag:
Ullrich Wagner
hat mit mehreren Hülsen die Brennweiten und Fokuslagen bestimmt, die sich bei Verwendung ergeben. Vielen Dank.

Als Bezugspunkt habe ich an meinem 8"-F5-Newton ein 9mm-Goldkanten-Oku ausgemessen ( Unterkante des JMI zu der Oberkante des Okularstutzens).So ergeben sich Relativwerte in meinem System um das Verhalten der Okulare verdeutlichen. So kann auch bestimmt werden, ob man überhaupt in den Fokus kommen kann!Alle Brennweiten sind geschätzt.( Messangaben sind +-0.1mm +- Dadderfaktor - war saukalt und windig!).

Das 9mmm-GoldkantenOku hat einen Fokuspunkt bei 99.7mm.

Das 18mm-Speers Waler

Fokus ohne Modifikation 65.5mm Brennweite 18mm
Fokus mit 20mm-Hülse 64.6mm
Fokus mit 30mm-Hülse 59.7mm
Fokus mit 50mm-Hülse 54.5mm Brennweite ca. 10-12mm
Fokus o.Hülse aber mit 1.5fach Fokalreducer sa. 5cm innerhalb des Tubus.
Die Randschärfe wird bei steigender Verlängerung immer besser!!!!

Das 7.5mm Speers Waler

Fokus ohne Modifikation 91.5mm Brennweite 7.5mm
Fokus mit 20mm-Hülse 90.0mm
Fokus mit 30mm-Hülse 89.4mm Brennweite ca. 5mm
Fokus mit 50mm-Hülse 88.1mm Brennweite ca. 4mm
Fokus ohne Hülse aber mit 1.5-Fokalreducer 73.5 Brennweite ca. 10mm.
Das Bild ist immer Randscharf und zeigt keine besonderen Aufälligkeiten.

Vielen Dank für die Anregungen und das Ihr uns diese zur Verfügung stellt.

(C) 11/2005 Antares