Fokusprobleme

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl an Okularen mit unterschiedlichesten Eigenschaften. Eine, in den meisten Fällen eher wenig beachtete Eigenschaft, ist die Fokuslage des Okulars am Teleskop. Damit ist gemeint wo das Okular innerhalb des Strahlengangs plaziert werden muß, um ein scharfes Bild zu zeigen. Dies ist weit mehr als einfach in den Okularauszug damit und fokussiert. Die unterschiedlichen Okularbauweisen führen dazu, dass es nicht einfach nur die Brennweite als Distanz zur Bildebene ist. Im Okular vorgeschaltete Barlow- oder Negativlemente führen mitunter zu deutlich anderen Positionen. Besonders kritisch ist es wenn intrafokaler Weg gebraucht wird, der Okularauszug also weit nach innen gedreht werden muß. Da auch die Okularauszüge unterschiedlich sind, wie es auch die Teleskope in der Gesamtkonstruktion sind, kann das mitunter dazu führen, dass das Okular nicht verwendet werden kann, weil Weg fehlt. Nach außen bedient man sich Verlängerungshülsen für den Okularauszug die es in verschiedenen Längen zu kaufen gibt. Fehlt dagegen Weg nach innen ist man oft in hoffnungsloser Position. Lediglich beim Newton kann man über Justageschrauben vielleicht noch etwas Weg gewinnen, in dem man den Spiegel quasi anhebt und so die Bildebene etwas nach außen schiebt. Bei anderen Teleskoptypen geht das meist nicht. Etwas Weg bringen kann auch eine niedrigere Reduzierhülse auf 1,25", wenn es sich um ein solches Okular handelt.

Besonderes Fokuslagen findet man bei manchen Naglerokularen aber vor allem bei den Weitwinkelokularen von Antares aus der Speers Waler Reihe. Hier ist besonders das alte 14mm WA (jetzt 13,4) kritisch, aber auch das 10mm (jetzt 9,7) und auch das inzwischen verbreitete Zoom 8-5mm.

Was also tun? Hülsen ist das Stichwort zur Lösung.


Hier am Beispiel des Antares Speers Waler 14mm WA gezeigt, welches als Verursacher letztlich zu Idee führte, die Stefan Ploner und Günther Mootz dann auch umgesetzt haben.
Da das Okular normal eingesteckt mit dem Okularkörper auf dem Okularauszug oder der Reduzierung auf 1,25" aufliegt, bringt eine reine Erweiterung auf 2" an sich nur begrenzten Weg, wenn überhaupt. Im Zweifel sind es 2 3 mm gegenüber der normalen Reduzierhülse, was nicht ausreichend sein kann. Der schlanke Okularkörper, der im Durchmesser unter 2" liegt bietet die Lösung. Man konstruiere eine Hülse mit 2" Steckmaß außen und innen dem Maß des Okularkörpers. Dazu kommen in die Hülse zu Befestigung noch 3 kleine Madenschrauben und schon hat man nicht nur ein 2" Okular, sonden erreicht auch eine Einstecktiefe im Okularauszug, die den notwendigen intrafokalen Weg ersetzt. Die Bauhöhe wurde gering gewählt, geringer als die üblichen 1,25" Reduzierungen, so dass man so gut 1 -1,5cm weiter nach innen in den Strahlengang kommt, was bisher an allen Geräten die ich zur Verfügung hatte ausreichte.
Als besonderer Clou ist die Hülse dank einheitlicher Form der Speers Waler Reihe nicht nur am 14mm Okular verwendbar, sondern auch an anderen Brennweiten. Dann würde ich allerdings statt der Madenschrauben lieber kleine Rändelschrauben wählen, weil es komfortabler ist.
Mit einer Drehmaschine und pasenden Rohr - vorzugsweise Alu - läßt sich eine solche Hülse erstellen. Wer dies nicht kann oder keinen Dreher kennt, kann mich gerne kontaktieren, damit ich den Kontakt zu Günther herstelle. Ganz preiswert ist es nicht, insbesondere, wenn man wie hier gezeigt auch noch eloxieren läßt, aber es lohnt sich schon für diese Okulare, meine ich.

Diese Lösung ist nicht nur auf die Speers Waler beschränkt. Auch andere Okulare könnte man damit ausrüsten. So ist es z.B. auch damit möglich Okulare verschiedener Hersteller und Baureihen und verschieden Hülsen quasi parfokal zu machen - ein Idee die sicher gewissen Charme hat.
Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Allen anderen: Viel Erfolg beim Nachbau.

© 3/2008 Antares