Rund um die Montierung

Jedes astronomische Gerät kann seine volle Leistung nur bringen, wenn es stabil und erschütterungsfrei aufgestellt ist. Hierzu ist ein geeigneter Untergrund zu suchen und auch darauf zu achten, daß die Montierung wirklich waagrecht steht. Sowohl Stativ als auch die Montierung selbst, sollten dem Teleskop angepaßt sein.
Hierzu haben wir eine entsprechende Tabelle zu Orientierung über sinnvolle Kombinationen erstellt.

Auch Ferngläser sollten ab etwa 10x50 bereits montiert werden, um die volle Leistungsfähigkeit zu genießen.

Es gibt 2 verschiedene Möglichkeiten astronomisches Gerät zu montieren. Die azimutale ( horizontale) Variante und die parallaktische ( auch äquatoriale ) Montierung.

Bei der azimutalen Montierung liegen die Drehachsen parallel und eine waagrecht zum Boden. Einziger grundsätzlicher Vorteil den ich bei diesen Montierungen sehe, ist das i.d.R. keine Gegengewichte zum austarieren erforderlich sind.

Bei der parallaktischen Montierung wird eine Drehachse parallel zur Achse der Erddrehung ausgerichtet und weist somit genau zum Himmelspol. Diese Achse wird auch Stundenachse genannt, da hiermit die Stundenwinkel eingestellt werden. Die Drehung an dieser Achse entspricht dem scheinbaren Verlauf der Gestirne am Himmel, so das bei korrekter Einnordung das Beobachtungsobjekt im Bild bleibt – also einfach nachgeführt werden kann. Darin liegt der große Vorteil dieser Montierungsvariante gegenüber der azimutalen Montierung. Hier muß zum nachführen immer auch die eingestellte Höhe korrigiert werden.
Senkrecht zur Stundenachse liegt die Deklinationsachse, mit welcher die Höhe des Beobachtungsobjektes eingestellt wird.
Eine parallaktische Montierung funktioniert nur so gut wie die Einnordung ist. Je genauer dies gemacht wurde, je weniger Korrekturen sind zum nachführen notwendig. Größere, moderne Montierungen haben hierzu einen Polsucher. Dieser ist zumeist ein kleines Fernrohr mit einer integrierten Karte des Himmelspols, die mit den tatsächlichen Sternen zur Deckung zu bringen ist. Für visuelle Zwecke genügt es voll und ganz Polaris zu zentrieren, damit kaum mehr Korrekturen erforderlich sind. Sofern kein Polsucher vorhanden ist, kann man sich mit einem Kompaß behelfen oder durch eine evtl. vorhandene leere Polsucheraufnahme Polaris zu zentrieren.
Zuvor muß jedoch die Polhöhe an der Montierung eingestellt werden. Meist eine seitlich an der Montierung angebrachte Skala, deren eingestellter Wert dem Breitengrad des Beobachtungsplatzes entsprechen muß.
Ebenfalls Beachtung sollte man der richtigen Balance schenken. Dazu sind die Gegengewichte da, die bewirken, daß das Teleskop auch bei gelöster Klemmung seine Position beibehält. Nutzer von motorisierten Montierungen schonen durch gute Balance die Motoren Ihrer Nachführung. Eine Anleitung mit Bildern habe ich separat verfaßt.

Die Wahl der Montierung ist von vielen Faktoren abhängig, die ich in der Folge kurz darstellen möchte.
Diese Informationen basieren auf eigenen Erfahrungen, wobei hier bereits ein Aspekt zum tragen kommt – das persönliche Stabilitätsempfinden. Dieses ist mitunter recht unterschiedlich und führt zu abweichenden Beurteilungen der jeweiligen Kombinationen.

Die Montierung selbst sollte zumindest die entsprechende Tragkraft haben. Oft findet man diese Angabe in der Bewerbung. Gemeint ist damit nur das Gewicht des Teleskops. Die Gegengewichte bleiben hier außen vor.
Die Kiloangabe ist aber nur ein Teil der Wahrheit, da das Teleskop je nach Länge eine Hebelwirkung auf die Montierung ausübt. Gerade diese verursacht eher das lästige Zittern als das pure Gewicht. Angaben hierzu findet man nicht. Hier hilft nur Erfahrung oder Tipps von Sternfreunden.
Das Innenleben der Montierung ist besonders für die Fotografen wichtig. Nur eine exakte Mechanik ermöglicht DeepSky-Aufnahmen (Langzeitbelichtungen) von hoher Qualität zu machen. Details zu den jeweiligen Montierungen sollte man ggf. erfragen. Für visuelle Zwecke ist ein perfektes Innenleben nicht zwingend nötig.

Das jeweilige Teleskop bzw. dessen Bautyp ist das Entscheidende. Je länger die Bauweise des Teleskops ist, umso eher sollte man eine größere Montierungsklasse hinsichtlich der Tragkraft verwenden, als sie dem Eigengewicht des Teleskops entspricht. Eine Montierung die ein C8 z. B. gut trägt, wird mit einem gleichschweren aber langen Refraktor wenig Freude machen. Ebenso würde ich diesen Weg gehen, wenn Deepsky-Fotografie betrieben werden soll, zumal hier ggf. noch das Gewicht der Kamera und ggf. des Leitrohrs mit eingeplant werden sollte.

Das Stativ für die Montierung ist in zweifacher Hinsicht wesentlich. Zum einen die Höhe, die je nach verwendetem Teleskop von 50cm bis 1,70 m (ggf. noch mehr) betragen kann/soll, um komfortables Beobachten zu ermöglichen und die Stabilität als solche.
Ein langer Refraktor z. B. sollte auf einem eher hohen Stativ montiert sein, einen Newton hingegen würde ich immer niedrig montieren. Die Lage des Einblicks gibt dies m.E. zwingend vor. Als weiterer Aspekt ist natürlich die Stabilität des Stativs wichtig. Gemeinhin ist Holz weniger Schwingungsanfällig als Metall. Insofern würde ich diesen Baustoff tendenziell vorziehen, wenngleich es inzwischen gute Metallrohrstative gibt, die sehr stabil sind. Die ebenfalls oft vorzufindenden ausziehbaren Alustative sind in Verbindung mit kleinen Teleskopen mitunter noch vertretbar.

Motorisierung ist eine feine Sache, weil so die Nachführung automatich erfolgt und man sich auf das Beobachten besser konzentrieren kann. Ein Muß ist sie visuell jedoch nicht. Leider ist die Motorisierung mitunter gersde im Bereich kleiner Montierungen nicht zubekommen oder unverhältnismäßig teuer. Es gibt hinsichtlich der Leistung, besonders bei der Steuerung große Unterschiede. Von einfacher Nachführung einer Achse bis zum Goto, ist ab mittleren Montierungen alles machbar. Grade die Fotografen werden Wert auf eine gute Steuerung legen, die dann sogar in der Lage ist, Unregelmäßigkeiten bei der Nachführung auszugleichen. Eine feine Sache, die aber auch ihren Preis hat.

Noch ein Wort zu Goto an dieser Stelle. Ein sicher angenehmes Feature, aber für meine Begriffe absolut nicht notwendig. Käufer investieren hier viel Geld in Elektronik, die man mit etwas Erfahrung und Orientierung am Himmel nicht mehr braucht. Das Auffinden geht zwar schnell und meist gut, jedoch muß das System vorher an Referenzsternen quasi geeicht werden. Folglich ist die Fähigkeit sich am Himmel orientieren zu können, zumindest im gewissen Maß erforderlich. Wer die Referenzobjekte findet und zweifelsfrei identifiziert, wird auch andere Objekte finden.
Ich vertrete die Auffassung, das Geld lieber in die Optik zu stecken. Dies gilt insbesondere für Einstiegsmodelle, da hier die Elektronik durchaus über 50% des Kaufpreises ausmachen kann. Hinzu kommt, das diese Geräte oft Objektdatenbanken mit tausenden Himmelsobjekten beinhalten, wovon die Mehrzahl Einzelsterne sind, die auch im Teleskop nur Punkte bleiben. Ebenso fragwürdig sind die Deepsky-Objektdatenbanken, die meist für Großgeräte konzipiert sind und Objekte kennen, die mit kleinen oder mittelgroßen Teleskopen schlicht nicht sichtbar sind. Die richtige Position angefahren und nichts zu sehen, sorgt nur für Frust. Hier sollten Anbieter und Hersteller bereits in der Werbung einiges verbessern.

Ein Polsucher ist visuell nicht zwingend erforderlich. Kleine Montierungen haben diesen sogar gar nicht. Er ist auch nicht nachrüstbar. Erst ab mittlerer Größe ist dies möglich. Mitunter vorteilhaft ist eine Beleuchtung des Polsuchers.

Die Polhöhe, ist besonders für Reisende ein nicht unwichtiger Aspekt. Nicht jede Montierung läßt die Einstellung aller Breitengrade zu. Genaue Angaben hierzu findet man bei den Herstellern oder den Händlern.

Teilkreise nutzen manche zum finden eines Objektes. Wer damit arbeitet wird hierauf Wert legen, da es recht unterschiedliche Qualitäten ja nach Montierung gibt. Meine Sache ist es nicht, andere finden es prima. Da man regelmäßig rechnen muß, um den jeweiligen Standort des Objektes zu ermitteln und die Scalen zumeist sehr groß sind, halte ich diese Variante zum Aufsuchen für zu kompliziert und daher weniger geeignet für Einsteiger.

Die Verbindung Teleskop/Montierung erfolgt bei neueren Modellen durch eine Schnellwechselkupplung, welche die Prismenschiene, welche die Rohrschellen hält aufnimmt und mittels Klemmung befestigt. Einfachere Montierungen kommen z. T. ohne Schnellwechselkupplung daher. Ebenso ältere Modelle. Wer mehrere Teleskope verwenden möchte und die mit dem Wechsel erforderliche Schrauberei umgehen will, wird darauf achten.

Azimutale Montierungen sind eher weniger für astronomische Zwecke geeignet, wenn man vom Dobson absieht. Die azimutalen Billigmontierungen sind meist Ihr Geld nicht wert. Von daher kann ich davon nur abraten. Nachführen bei hohen Vergrößerungen ist kaum möglich und meist einhergehend mit einer furchtbaren Wackelei. Eine motorisierte Nachführung ist kaum zu bekommen. Wenn doch, dann zu sehr hohen Preisen.
Ferngläser/Feldstecher die eine geringe Vergrößerung haben und somit keine dauernde Nachführung benötigen, kann man m. E. so montieren.
Ebenso große Newtonteleskope auf einer sogenannten Dobsonmontierung. Ab einer gewissen Newtongröße sehe ich hier keine vernünftige Alternative mehr. Nur so lassen sich diese Geräte mobil betreiben.

Womit wir beim Transport angekommen sind. Ich vertrete die Auffassung, dass sich das Aufsuchen von dunklem Himmel lohnt. Insofern ist mir die Transportabilität bei jeder Montierung wichtig gewesen. Die Minimallösung ist sicher die Reisemontierung. Generell sollte man das Gewicht nicht unterschätzen. Eine EQ6 z. B. bringt einiges auf die Waage. Zusammen mit den Gegengewichten und dem Teleskop kommen da schnell 50KG und mehr zusammen - ohne Zubehör wie ne Powerstation etc.. Vielleicht auch deshalb erfreuen sich Dobsonteleskope immer größerer Beliebtheit. Auch bei der Wahl der Montierung kann ich daher, besonders wenn es um größere, gewichtigere Montierungen geht, jedem nur empfehlen sich diese möglichst vorher anzusehen.

Abschließend ein Tipp:
Auf hartem Untergrund wie Beton oder Asphalt, konnten mich die seit kurzem angebotenen Stativpads von Celestron überzeugen. Diese werden direkt auf den Boden gelegt und die Stativbeine auf die Mitte der Pads positioniert. In einem durchgeführten Versuch wurden so die Ausschwingzeiten des Teleskops fast eliminiert, wo vorher gut 2-3 Sekunden Wackelei jegliches Beobachten verhinderten. Im Feld auf weichem Untergrund konnte ich hingegen kaum Verbesserungen feststellen.

© 7/2004 Antares