Die parallaktische Montierung

Die parallaktische oder auch deutsche Montierung ist eine weit verbreitete Variante zur Montierung eines Fernrohrs. Ihr großer Vorteil ist die Möglichkeit die Erddrehung mitzumachen, wenn sie richtig aufgestellt wurde. So bleibt das Beobachtungsobjekt, wenn man nachführt, stets im Gesichtsfeld - ja sogar das jeweilige Bildfeld bleibt erhalten. Gerade letzgenanntes ist für die Fotografen von großer Bedeutung.

Praktische Erfahrungen und regelmäßige Anfragen von Neulingen haben mich veranlaßt, diesen Artikel zu schreiben. Er soll zum einen die wesentlichen Teile der Montierung erklären und den Umgang mit dieser Montierungsform erläutern.
Auf den Bildern zu sehen ist ein 114/900 Vixen Newton sowie die EQ3-2 Montierung mit kurzem Stahlrohrstativ.

So sieht ein parallaktisch montiertes Fernrohr - in diesem Fall eine Newton - aus, wenn es aufgestellt und eingenordet wurde. Das Teleksop zeigt so, parallel zur Polachse, zum Himmelsnordpol.

Das Aufstellen und Einnorden erfolgt zuerst anhand des Statives. Dieses hat oft, wie in meinem Beispiel hier auch, eine Kennzeichnung zur Ausrichtung. Hier ist es ein großes N. Oberhalb sitzt oft ein Zapfen, welcher es erlaubt, den Montierungskörper (Achsenkreuz) gegenüber dem Stativ minimal hinsichtlich der Ausrichtung zu korrigieren. Dies erfolgt durch die beiden mit " A" gekennzeichneten Schrauben.
Bevor ich die Montierung auf das Stativ schraube, peile ich zunächst über den Zapfen den Polarstern an. Ist die Montierung fest mit dem Stativ verbunden peilt man über die Polachse. Höherwertigere Montierungen bieten einen Polsucher - ein kleines Fernrohr in der Polachse integreiert, welches Polaris und ggf andere Sterne als Schablone integriert hat, die man mit den tatsächlichen Sternen zur Deckung bringt. Die Montierung sollte möglichst waagrecht stehen, was man mit einer Wasserwaage, die teilweise bereits integriert ist, gut kontrollieren kann.
Korrekt eingenordet und mit richtiger Polhöheneinstellung zeigt die Polachse und auch das Teleskop exakt zum Himmelsnordpol.
Wird die Motnierung mobil betrieben, ist dies jedes mal einzustellen.

Außerdem ist zur Aufstellung die Einstellung der Polhöhe erforderlich.
Polhöhe ist nichts anderes als der Breitengrad des Beobachtungsortes. Ist dieser richtig eingestellt, weist die Polachse genau zum Himmelsnordpol, der im Übrigen nicht genau senkrecht über uns ist. Über uns ist der Zenit.
Die Polhöheneinstellung erfolgt über die beiden Konterschrauben, die jeweils gegensätzlich ein- und ausgedreht werden. Dies stellt man einmalig ein, sofern man keine, hinsichtlich des Breitengrades extrem wechselnden, Beobachtungsorte hat.

Je nach Montierung sieht dies etwas anders aus, ist aber immer das gleiche Prinzip. Die eingestellte Polhöhe kann man an der deutlich zu erkennenden Scala ablesen.

Nach Aufstellung der Montierung und Befestigung des Teleskops kann es weiter gehen. Das Teleskop sollte möglichst ausbalanciert sein - und zwar in beiden Achsen. Dazu ist das Scope so zu montieren, das sein eigener Schwerpunkt quasi exakt auf der Deklinationsachse liegt. Ist es befestigt, sind die Gegengewichte auf der Gegengewichtsstange so zu verschieben, daß sich das Teleskop mit den Gewichten in jeder Position ungeklemmt die Waage hält. Dies schont Motoren und Getriebe, sofern vorhanden und erleichtert später den Umgang beim Einstellen verschiedener Objekte.

Nun gehts los. Das Stativ bleibt dauerhaft stehen! Die jeweiligen Richtungen lassen sich über die beiden Achsen erreichen. Da dies mitunter zunächst gewöhnungsbedürftige Anblicke bietet, möchte ich auf den folgenden, hoffentlich selbsterklärenden Bildern zeigen, wie das jeweilige Ergebnis aussieht. Die Beschriftung des Newton kann bei der Orientierung ggf. auch helfen. So wird auch deutlich, das ein Newton parallaktisch montiert einen Nachteil hat - der Okularauszug wandert in z.T. unbequem zu erreichende Stellungen. Deshalb ist ein Newton zusätzlich innerhalb der Rohrschellen ggf. etwas zu drehen. Dies habe ich hier aber bewußt nicht vorgenommen.
Die Beobachtung im Osten

Das Teleskop ist gegenüber der Nordstellung lediglich seitlich zu drehen.

Ausgehend von der Nordposition ist die Teleskopöffnung 90 Grad um die Dec-Achse wegzudrehen.

Einstellung für den Zenit

Hierfür ist eine Bewegung beider Achsen erforderlich.

90 Grad Drehung der Polachse und senkrecht ausrichten über die Dec-Achse, führen zu dieser Position.

Die Südstellung

Hierzu sind beide Achsen zu drehen!

90 Grad um die Polachse und 90 Grad um Dec und es sieht wie nebenstehend aus.

Das wäre Südwesten, halbhoch am Himmel

Auch hier müssen beide Achsen gegenüber Nordstellung verändert werden.
Das ist die Einstellung für den Westen

Genau wie bei der Ostrichtung wird hier nur eine Achse bewegt, allerdings in genau gegensätzlicher Richtung.

Viel Erfolg und Spaß mit der parallaktischen Montierung.
© 1/2005 Antares