GSO 600 8“f/4

Bericht

Das ehemalige Flagschiff in meinem Teleskoppark ist ein „sehr schneller Newton“ von GSO. Mit f/4 eigentlich prädestiniert zur Fotografie, jedoch auch visuell einsetzbar. Die Koma bei f/4 ist schon deutlich. Visuell verzichte ich bislang auf einen Komakorrektor, fotografisch ist er absolute Pflicht. Dank seiner kurzen Baulänge ist dieser Newton leicht zu transportieren und wird visuell auch noch von einer EQ5 oder vergleichbaren Montierungen ordentlich getragen. Wer es besonders stabil haben will, kann wie ich, eine HEQ5 oder eine GPDX nehmen.

Das Gerät ist inzwischen in anderer Farbe und unter anderem Namen erhältlich. Sicher hilfreich ist der bessere Crayfordauszug, vor allem wenn er eine Untersetzung bietet. Damit ist optimales Fokussieren wesentlich einfacher. Das Upgrade lohnt also.
Mitkonkurrenten am Markt sind der 8" f/4 von Vixen, der vermutlich die Vorlage für dieses Gerät bildete. Weiterhin sind von Orion derzeit 8" f/4,5 erhältlich, die m.E. noch vergleichbar vom Einsatzgebiet her sind. Die Optiken werden dem Vernehmen nach auch im Hofheim 8" Reisedob verwendet.

Der Newton ist eine ausgesprochene Lichtkanone und hat seine Stärken ganz eindeutig in der Großfeldbeobachtung und bei Deep Sky. Mit 8“ erschließt sich dem Beobachter schon ein neuer Himmel. M13 wird voll aufgelöst, um 200fach ein phantastischer Anblick. Auch kleinere Kugelsternhaufen machen viel Freude. Ebenso offene Sternhaufen und andere großflächige Objekte.
Der recht gute, weich gehende 2“ Okularauszug und die kurze Teleskopbrennweite ermöglichen ein großes Areal zu überblicken, wenn man entsprechende Okulare einsetzt. Auch zahllose Galaxien sind sichtbar, allerdings für meinen Geschmack mit noch zu wenig Details. Für Galaxienjäger würde ich eine Nummer größer empfehlen. Die Planetenleistung hingegen finde ich nicht überzeugend. Trotz verbesserter Innenschwärzung ist mir der Kontrast zu gering, da die Obstruktion dieses Gerätes annähernd Werte eines SC erreicht – also sehr groß ist. Ein Planetenspezialist wird es sicher niemals - auch kein Allrounder.

Ganz besonderes Augenmerk muß man bei diesem Gerät auf korrekte Justage legen. Diese hat mich auch einige graue Haare gekostet, weil nur eine 100%ige Justage zufrieden stellende Abbildungen ermöglicht. Der 8“ Spiegel benötigt schon einige Zeit zum Auskühlen. Erst als ich die Metallplatte hinter dem Spiegel entfernt hatte, so daß die Spiegelrückseite nun freiliegt, wurde die Phase der Auskühlung auch im Winter auf weniger als 1 Std. reduziert. Ebenso konnte so das Tubusseeing weitgehend eliminiert werden. Neuere Versionen kommen mit einem Lüfter, der seine Wirkugn aber nur dann entfalten kann, wenn die Spiegelrückseite abgedichtet wird. In welchem Maß dies zur Verbesserung der Auskühlung beiträgt kann ich aus praktischen Erfahrungen heraus nicht beurteilen.

In den kalten Wintermonaten kam eine weitere Fehlerquelle zum Vorschein. Die Halterung des Fangspiegels ist aus Plastik, welches sich bei großer Kälte deutlich zusammenzieht. Fangspiegelastigmatismus ist die Folge davon gewesen. Dies wurde von meinem Händler behoben.
Noch ein paar Worte zu den Okularen. F/4 stellt sehr hohe Anforderungen an die Okulare um die bauartbedingten Bildfehler des Newtons weitgehend zu eliminieren oder zumindest nicht zu verstärken, wobei Koma nicht korrigiert wird. Nur wenige, leider auch zumeist hochpreisige Okulare erfüllen dieses Kriterium. Ich habe inzwischen meinen Okularbestand darauf ausgerichtet.
Der GSO ist sicher ein schönes Gerät für alle Sternfreunde, die Deep Sky und Großfeldbeobachtungen mögen. Auch für die Fotografen ist der schnelle Newton interessant. Einem Einsteiger hingegen, würde ich wegen der Begleitumstände davon abraten und zumindest 8“ f/5 oder besser f/6 empfehlen. Vorgenommene Verbesserungen.

© 11/2008 Antares