Optimierung einer Skywatcher Rockerbox
Wir bedanken uns für diesen Artikel bei
Günther Mootz

Die Rockerbox meines Skywatcher Dobsons war zwar von Hause aus verwendbar, jedoch störten diverse Kleinigkeiten, die mir nicht optimal gelöst schienen. Zur Verbesserung der Leistung und Handhabung habe ich die gesamte Box auf Herz und Nieren geprüft und folgendes verändert:

Der Führungsstift in der Mittelbohrung zwischen Grundplatte und Drehteller hatte Spiel, was zu einem seitlichen Versatz führte. Der Stift wurde mit einer Wicklung Klebeband pro Platte versehen und sitzt nun fest in der Bohrung.

Der Drehteller war, bei auf leichten Druck gebrachter Zentrierschraube, schwergängig oder verrutschte seitlich bei zu lockerer Zentrierschraube. Eine dünne Unterlegscheibe (nur 0,5 mm) wurde zu der Teflonscheibe gepackt und die Zentrierschraube auf leichten Druck gebracht. Bei der optimalen Einstellung geht es um ¼ Schraubenumdrehungen. Der Druck liegt nun mehr auf den seitlichen Teflonstücken und der Teller gleitet ruckfrei über die Grundplatte.

Friktionssystem in der Höhenachse wurde um eine Unterlegscheibe am
gegenüberliegenden Griff ergänzt, um dort dem Reibungswiderstand zu verringern,
was die Dosierbarkeit am Friktionssystem erhöht.

Der obere Drehteller wurde mit Küchenarbeitsplattenbeschichtung (Resopal) beklebt.
Dieses Material ist sehr hart und fein strukturiert, wodurch die drei Teflonplättchen
sehr leicht gleiten und nicht mehr anhaften können, was beim "anfahren" immer zu einem leichten Ruck führte. Ich habe die Beschichtung nicht gewachst oder lackiert, sondern die Teflonplättchen um zwei Zentimeter nach innen versetzt. So läuft die Nachführung feinfühlig und gleichmäßig, ohne schwammig und gefühllos zu sein.

Das Höhenlager (kugelgelagerte Friktionsklemmung) hatte ebenfalls Nachbesserungsbedarf. Die Klemmung arbeitet mit dem Seitenteil der Rockerbox gegen einen in das Höhenrad eingelassenen Pappring von 7,5 cm Durchmesser. Das System neigt zu dem von den Originaldrehtellern bekannten Anrucken und es ist recht schwingungsanfällig. Beim Nachführen in der Höhe und beim Fokussieren neigt es dazu, Schwingungen (Handunruhe) recht deutlich zu übertragen, was vor allem bei hohen Vergrößerungen stört und ab ca. 200 fach zu Schwierigkeiten beim Scharfstellen führte.

Das Höhenrad, in dem der Ring eingelassen ist, hat einen Durchmesser von 13 cm. Es bot sich an, Teflonpads auf den vollen Durchmesser arbeiten zu lassen. Vier Easyglider pro Seite, auf die Innenwange der Rockerbox geklebt und gegen die leicht strukturierte Fläche des Höhenrades arbeitend, brachten eine merkliche Verbesserung. Das Nachführverhalten war nun tadellos, die Klemmung besser dosierbar. Das Schwingungsverhalten hatte sich merklich verbessert, war aber noch nicht zufrieden stellend. Immerhin deutete sich an, dass der richtige Weg gefunden war.

 

 

 

Die Seitenteile der Skywatcher Rockerbox decken Räder bis zu einem Durchmesser von 19 cm ab. Daher wurde der Bau solcher Räder in Angriff genommen. Hierzu wurde eine Platte Schichtholz (Multiplex) von 19 mm Stärke mit dem 1 mm starken Resopal beklebt. Dazu wird Haftkleber auf beide Flächen gestrichen, antrocknen lassen und schließlich beide Teile unter möglichst hohem Druck auf die Fläche dauerhaft verbunden. Die Räder werden mit einer Stichsäge ausgesägt. Für die engen Radien benötigt man ein gutes Kurvenblatt und eine Säge mit Pendelhub, die das Ausfransen des Schnittes verhindern. Mit ein paar Probeschnitten wird sich die richtige Einstellung finden lassen.
Alternativ kann man auch erst sägen und in Form bringen und anschließend das Resopal aufkleben. Die Überstände werden mit einer Raspel herunter gebrochen. Die optimale Kreisform sollte das Ziel sein, im Gegensatz zu den gängigen Höhenlagern, wo die Reibfläche durch die gesägte Schmalseite des Höhenrades und die mit passendem Radius gesägte Auflage der Rockerbox gebildet wird, reicht es hier aber aus, der Optik Genüge zu tun, denn die Reibung erfolgt an der ebenen Seitenfläche des Rades. Der innere Schnitt des Rades wird so lange bearbeitet, bis es sich mit Druck auf das vorhandene 20 mm starke Höhenrad stecken lässt. Es schließt dann bündig ab.

Anschließend wird grundiert und lackiert. Der innere Pappring wird entfernt. Die Teflonpads werden an der Innenseite der Rockerbox so weit außen platziert, dass sie auf den äußeren Ring arbeiten. Die vier Auflagestifte für den Tubus werden ebenfalls um den entsprechenden Betrag versetzt. Sie sollten zum Rad einen Millimeter Luft haben, um bei leichten Abweichungen des Rades von der Kreisform nicht zu stören. Ihren Zweck, den aufgesetzten Tubus für die Verschraubung des Friktionssystems zu zentrieren, erfüllen sie so immer noch.
Wahlweise kann die Beschichtung für die Höhenlager auch auf die Innenseite der Wangen der Rockerbox aufgebracht werden. Die Teflonpads werden dann auf der Außenseite der Höhenräder angebracht. Bei dieser Variante muss das zum Splittern neigende Material nicht mit einer Stichsäge gesägt werden. Ein ausreichend großes, quadratisches Stück wird aufgeklebt, mit einer Raspel über die Kanten der Rockerbox
gebrochen und zu einer sauberen Kante geraspelt und geschliffen.

Im Test zeigt sich, dass sich das Handling durch diese Maßnahme nochmals deutlich verbessert hat. Die Klemmung ist hervorragend dosierbar und die Nachführung von waagrecht bis senkrecht butterweich und feinfühlig. Der Tubus bleibt bei guter Einstellung der Friktion in jeder Position stehen. Selbst in extremer Beobachtungslage, waagrecht Richtung Horizont, ist bei der Nachführung mit hoher Vergrößerung kaum ein Zittern vorhanden, ein Nachschwingen nicht feststellbar. Auch beim Fokussieren wird das leichte Zittern minimal übertragen, geht aber nicht mehr in Schwingungen über. Scharfstellen ist auch bei 300 Fach kein Problem mehr. Da fällt das leichte Shifting des Okularauszuges mehr auf, als die Unruhe der Hand.
Bei genauerer Betrachtung ist für dieses geringe Restzittern die Gesamtkonstruktion der Rockerbox aus 19 mm Pressspanplatten verantwortlich. Die vollständige Beseitigung wird also nur durch einen Neuaufbau aus steiferem Material, z. B. Schichtholzplatten (Multiplex) gelingen. Das Höhenlager ist in der modifizierten Form kaum noch zu verbessern. Es arbeitet tadellos.
Ein Test bei extremen Minustemperaturen zeigte, dass das verwendetet Resopal offensichtlich etwas zu fein strukturiert ist. Es kam wieder zu dem "ankleben" der Teflonpads und dem resultierenden Ruck zu Beginn der Nachführarbeit, wenn auch deutlich geringer, als ohne diese Beschichtung. Eine gute Säuberung und Behandlung der Flächen mit Silikonspray brachte Abhilfe. Anwender von Formica "Stardust" Laminat oder "Ebony Star" von Wilsonart-Temple-Texas kennen dieses Problem offensichtlich nicht.

Mit diesen kostengünstigen Optimierungen erreicht man mit den Original Sywatcher und Celestron Rockerboxen eine sehr gute Nachführungsqualität.
Auch für Selbstbauer kleiner bis mittlerer Dobsons mit Volltuben eignet sich das System hervorragend.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass es, mit leichten Modifikationen, auf große Gitterrohrkonstruktionen mit der tiefer gelegten Höhenlagerung übertragbar ist. Hier fehlen mir allerdings die Erfahrungswerte.

Vorteile/ Fazit:

1. Keine Probleme mit dem Schwerpunkt, der Stabilität und unterschiedlich schwerem Zubehör.Federn oder Zusatzgewichte, werden nicht gebraucht. Es erfolgt kein unbeabsichtigtes Verstellen beim Okularwechsel.
2. Aufgebaut ist das Teleskop eine Einheit und als solche auch Mal ein Stück zu transportieren.
3. Überdimensionierte, supergenau gearbeitete Höhenräder und Lager sind nicht erforderlich, Zwei runde Räder, welche maximal dem Durchmesser des Tubus entsprechen, dürften ausreichend dimensioniert sein. Die Seitenteile der Box und die Höhenräder müssen lediglich exakt im Winkel stehen, um eine gleichmäßige, gut dosierbare Klemmung zu erreichen.
4. Wenn schon diese Rockerbox aus 19 mm Pressspanplatten und am Tubus angebrachten Plastiklagern hervorragend funktioniert, wird der Einsatz von Multiplex oder anderen hochwertigen Materialien und die Verwendung von versteifenden Rohrschellen m.E. nochmals eine Steigerung der Stabilität bringen.

Diese Verbesserungen können auch an den Celestron Rockerboxen vorgenommen werden.

© 3/2005 Günther Mootz