Paketangebote

Besonders Einsteiger neigen tendenziell dazu bei der Erstanschaffung auf Komplettangebote in besonderem Maß zu achten. Das liegt in der Natur der Sache, weil man in der Regel ja nicht nur das Teleskop an sich, sondern auch notwendige und sinnvolle weitere Komponenten benötigt, um erste Beobachtungen machen zu können.
Genau diesen Gedanken greifen manche Hersteller auf und bewerben ihre Produkte dementsprechend.

Bei den Paket- oder Komplettangeboten meine ich grundsätzlich 2 differierende Ansätze zu finden. Während manche Hersteller über die Zubehörschiene versuchen Ihr Angebot im Hinblick auf die Ausstattung als komplett erscheinen zu lassen, gehen andere noch einen Schritt weiter und versuchen über Beigaben oder Features auch noch zu vermitteln, das mit Ihrem Produkt auch gleich der Erfolg am Himmel mitgekauft wird.

Die Realität sieht aber meist anders aus.

Grundsätzlich sollte man sich zunächst vor Augen halten, das diese Pakete meist Einsteiger ansprechen sollen und preislich eher im unteren Segment, was astronomisches Gerät betrifft, angesiedelt sind. Schon dies lässt vermuten, dass es sich eher nicht um wirklich hochwertiges Equipment handeln kann. Die Praxis belegt es meist auch. Da immer noch - und leider auch nicht selten wirkungsvoll - mit unsinnig hohen Vergrößerungen beworben wird, müssen notwendiger Weise einem solchen Paket Okulare und ggf. Barlowlinsen etc. beiliegen, die ausschließlich rein technisch, die beworbenen Vergrößerung ermöglichen. Der praktische Sinn wird ausgeklammert zu Gunsten der Werbewirkung. Hier entlarvt Vorwissen oder spätestens die Praxis den Unsinn mancher Bestandteile in dem vermeindlichen Komplettpaket.
In letzter Konsequenz werden nicht selten nachträglich Zubehörteile ausgetauscht, weil die Qualität minderwertig ist. Oder man kauft zu, um praxisgerechtere Zusammenstellungen zu erhalten. So wird manchmal aus dem preiswerten Komplettangebot eine gar nicht mehr so preiswerte Angelegenheit. Der Kauf einer individuellen, praxisgerechten Zusammenstellung entpuppt sich nachträglich dann teils sogar als preiswerter.
Dies gilt leider nicht selten auch für angebotene Kombinationen von Teleskop und Montierung. Augenscheinlich komplett, aber leider für den unvorbereiteten Laien nicht als "nicht praxisgerecht" erkennbar. (siehe auch Kombinationentabelle )

Daneben gibt es aber auch reine Zubehörpakete, wie die öfter zu findenden Okularkoffer. Diese sind inhaltlich zwar nicht mehr den Billiggesamtpaketen zuzurechnen, aber Topteile sind es auch nicht. Hier sollte man prüfen ob das Gesamtpaket zumindest überwiegend am eigenen Gerät sinnvoll verwendbar ist und ob nicht benötigte Teile wenigstens abverkauft werden können. Für Kollegen mit geringem Budget und Geräten mit unproblematischem Öffnungsverhältnis können diese Koffer durchaus eine Lösung sein. Mit etwas höherem Budget und größeren Ansprüchen kommt die Anschaffung immer weniger in Betracht.

Zu guter letzt widmen wir uns den Paketen, die durch Features auch gleich eine Art Erfolgsgarantie implizieren wollen. Dies gilt im Besonderen für preiswerte Goto-Geräte. Die Praxis zeigt oft recht schnell, dass ohne Vorwissen und Himmelskenntnis auch mit einem solchen Gerät nicht automatisch Erfolge erzielt werden. So stellt die Geräteaufstellung und das Finden der Referenzsterne - ohne die Goto nicht funktioniert - manchmal das erste Hindernis dar, weil die Geräte die Positionierung auch erst "lernen" müssen. Wer den gesuchten Stern nicht identifizieren kann, kommt nicht weiter. Da im Niedrigpreissegment oft auch die Sucher zu wünschen lassen, ist dem unvorbereiteten Sternfreund eine Korrektur der Position nicht möglich. Eine hohe Objektanzahl im Prospekt wird als Leistung wahrgenommen. Hier wird zum Teil einfach eine Datenbank eines größeren Gerätes erneut verwendet, ohne wirklich die Sichtbarkeit der Objekte mit dem jeweiligen Gerät zu berücksichtigen. Dazu kommt die Anzahl von Sternen, die in der Datenbank enthalten sind, aber in Sachen Beobachtung wenig hergeben, da Sterne punktförmig zu sehen sind. Wer dann nur mit Katalogbezeichnungen konfrontiert wird, ist schnell mal z. B. bei einer Galaxie gelandet, deren Helligkeit das Gerät überfordert oder welche so schwach ist, das Einsteiger diese schlicht übersehen. Im Einzelfall ist die Stabilität der angebotenen Kombination auch nicht annehmbar.

Schlusswort

Ich meine, dass grundsätzlich eine individuelle, sinnvolle Zusammenstellung des Equipments den nachhaltigeren Spaß und Erfolg bringt und daher anzustreben ist.
Was man alles tatsächlich braucht und nutzt wird man mit der Zeit merken. Aufgrund von Gerätespezifika oder Vorlieben etc wird eine tatsächliche und dauerhaft verwendbare Vollausstattung letztlich fast immer anders aussehen, als die preiswerten Komplettpakete.
Wer sich vorher gut informiert und vorbereitet, wird nicht selten besser fahren, zumal der Händler des Vertrauens bei einer umfangreichen Erstausstattung u. U. durchaus auch bereit ist, Paketpreise zu machen.
Je kompletter und billiger ein Paket augenscheinlich ist, umso eher ist mindestens Vorsicht geboten und z. B. genauestens auf die Art und Weise der Bewerbung zu achten ( siehe Artikel Werbung ), damit der gewollte Einstieg nicht in Frust und Ernüchterung endet.

Ich hoffe, ich konnte mögliche Fallen bei scheinbaren "Rundum-Sorglos-Paketen" aufzeigen und so ein wenig dazu beitragen, dass der Erstkauf kein Reinfall wird.

CS
Armin

© Antares 10/2006