Was
liegt näher, als die Objekte des Sonnensystems zu beobachten?
Ihre Nähe und Größe am Himmel drängen grade
zu die Beobachtung auf. Analog dem Artikel Beobachtungsziel Deepsky
befaßt sich dieser Artikel mit der Beobachtung und den Notwendigkeiten
zur Planeten- und Mondbeobachtung.
Allgemein
Sowohl
der Mond, als auch die nahen oder hellen Planeten, bieten aufgrund
der Gegebenheiten die Möglichkeit diese Himmelskörper
als Kugelfläche zu erkennen. Dies bedeutet fast zwangsläufig,
das es hier auch Details auf dem Himmelskörpern zu sehen gibt.
Da die Oberflächendetails teilweise nur geringen Kontrast haben
- die Oberflächen sind z.T. recht einheitlich eingefärbt
- kommt es m.E. hier ganz besonders auf die Kontrastleistung des
Teleskops an. Kontrast mindernd wirken sich, wie an anderer Stelle
angedeutet, die Obstruktion, chromatische Abberation (Farbfehler),
schlechte Innenschwärzung/ -verblendung und Streulicht aus.
Diese Faktoren sollten möglichst gering sein, will man bestmögliche
Ergebnisse erzielen.
Als Teleskope kommen daher am Besten farbreine und gering oder gar
nicht obstruierte Teleskopsysteme in Betracht, wobei man hier teilweise
Kompromisse eingehen muß, je nach dem welche weiteren Anforderungen
und welches Budget man hat. Apochromaten und EDs oder Spiegelsysteme,
wie Newton mit kleinem Öffnungsverhältnis, MakNewtons
und auch MakCassgrains sind hier primär zu nennen. Ebenso,
aber mit Abstrichen SC- Geräte. Fraunhofer kommen nur mit kleinen
Öffnungen und/oder mit sehr kleinen Öffnungsverhältnissen
in Betracht um einen deutlichen, Kontrast mindernden Farbfehler
zu vermeiden. Diese haben dann etwa folgende Daten (Öffnung/Brennweite)
70/700, 80/1000 oder 100/1500mm.
Gleichzeitig ist Auflösungsvermögen wichtig, um die Details
größenmäßig überhaupt erkennbar zu machen.
Im Gegensatz zur Deepskybeobachtung ist Öffnung aus Gründen
der Lichtsammelleistung weniger zwingend erforderlich, auch wenn
hiervon unmittelbar das Auflösungsvermögen abhängt,
weil diese Objekte eher hell zu sehen sind. Es wird genug Licht
gesammelt. Zu viel Öffnung kann manchmal sogar stören,
weil die gewaltige Menge eingesammelten Lichtes zu Blendeffekten
beim Beobachten führt, was die Detailerkennung mitunter verhindert.
In diesem Fall wird man hier und da sogar versuchen, die einfallende
Lichtmenge zu reduzieren, in dem man neutrale Graufilter verwendet
oder das Teleskop wieder abblendet, d.h. nur mit einem Teil der
verfügbaren Öffnung beobachtet.
Dunkler
Himmel ist hierbei weniger erforderlich, da die Beobachtungen meist
mit geringen Austrittspupillen gemacht werden und somit eine maximale
Dunkeladaption des Auges nicht benötigt wird. Selbst aus Stadtgebieten
können schöne Beobachtungen gemacht werden. Unmittelbarem
Streulicht sollte man dennoch aus dem Weg gehen.
Da man zur Mond- und Planetenbeobachtung hoch vergrößert,
m.E. sinnvoll ab 120 - 150 fach aufwärts, hängt viel vom
Seeing ab. Oft verhindert zu große Luftunruhe das Ausreizen
des Equipments oder Detailerkennung. Transparenz, also Durchsicht,
spielt hier eine untergeordnete Rolle. Nicht selten sind sogar Nächte
mit geringerer Transparenz die besseren Planetennächte.
Manche
Beobachter setzen hier Farbfilter ein, um den Kontrast zu steigern.
Ich mag die künstlich eingefärbten "Bälle"
im Okular weniger, denke aber, das es Geschmackssache ist. Wirklich
überzeugt von diesen Filtern bin ich bisher nicht.
Okularseitig wird der Planetenbeobachter tendenziell zu Okularen
mit wenigen Linsen und guter Transmission und Mittenschärfe
greifen. Der Bautyp Ortho ist wohl der häufigste. Mit diesen
Okularen ist aber oft einhergehend, das sie sehr kleine Augenabstände
und ein geringes Gesichtsfeld haben, was hier und da Kompromisse
erforderlich macht. Auch Plössl oder Kellnerokulare sind für
Einsteiger mit kleinerem Geldbeutel ggf. interessant. Dabei kommt
es auf das verwendete Teleskop an. Dobsonbesitzer werden dagegen,
trotz vieler Linsen, oft gerne auf hochwertigere Weitwinkelokulare
zurückgreifen, weil der Dobson als solcher, sowie dessen Öffnungsverhältnis
diese Okulare ggf. fordert.
Als Montierung für das Planetenteleskop würde ich möglichst
eine parallaktische Variante wählen. Richtig aufgestellt erfordert
sie weniger Nachführarbeit, bzw. keine, wenn Sie motorisiert
ist. Man kann sich dann also voll auf das Beobachten konzentrieren.
Natürlich kann man auch azimutale Montierungen verwenden, allerdings
ist dies einhergehend mit permanenter Nachführung in beiden
Achsen. Varianten mit Fotostativen und Neigeköpfen stehe ich
kritisch gegenüber, weil so kaum eine vernünftige Nachführung
bei hohen Vergrößerungen möglich ist. Und genau
die wird gebraucht, da Planetenbeobachtung i.d.R. mit hohen Vergrößerungen
und damit kleinem Bildfeld durchgeführt werden. Das Beobachtungsobjekt
durchläuft das Gesichtsfeld dann sehr schnell. Die permanente
Nachführarbeit stört die Konzentration auf die Beobachtung.
Mond
Der
Mond bietet i.d.R. höchste Kontraste nahe 100% Schwarz/Weiß.
Dank seiner Helligkeit kann man hier eher die höchsten Vergrößerungen
verwenden. Idealer Weise beobachtet man nicht bei Vollmond, da zu
dieser Zeit der Mond voll von der Sonne bestrahlt werden. So fehlt
Licht/Schatten weitgehend, was der Detailbeobachtung abträglich
ist, weil so kaum mehr Kontraste vorhanden sind. Vielmehr geht man
während der Phasengestalt des Mondes möglichst nahe an
den Terminator (Licht-Schatten-Grenze) um eben dank höchster
Kontraste Details zu betrachten. Mondbeobachtung ist quasi mit jedem
Gerät möglich und gewinnbringend und wird sicher auch
die Besitzer kleinster Teleskope begeistern.
Merkur
und Venus
Die
beiden inneren Planeten sind von der Oberfläche her wenig interessant.
Details sind quasi nicht erkennbar. Da ihre Bahnen innerhalb der
Erbahn um die Sonne verlaufen, kommt es aber zu anderen interessanten
Erscheinungen. Sie weisen Phasengestalten wie der Mond auf und sind
teilweise vor der Sonnenscheibe bei Durchgängen zu beobachten,
was nicht oft passiert und astronomisch gesehen, sicher ein Höhepunkt
ist. Dann gibt es z.T. auch optisch interessante Effekte zu bestaunen.
Mars
Mars ist eigentlich immer als Scheibe erkennbar, wobei sicher die
Oppositionszeiten, d.h. Mars befindet sich am erdnächsten Punkt,
am lohnenswertesten sind. Dann erreicht unser Nachbar scheinbar
die Größe der Riesenplaneten und läßt jede
Menge Details erkennen. Die rotorangbraune Oberfläche ist von
deutlich dunkleren Strukturen durchzogen. Weiterhin heben sich die
Polgebiete dank des Eises deutlich ab.
Auch hier haben Besitzer kleiner Optiken durchaus einigen Spaß
beim beobachten der großen Strukturen und der unterschiedlichen
Planetenansichten dank der gut zu verfolgenden Drehung von Mars
um die eigene Achse.
Die visuelle Sichtung der beiden Monde Phobos und Deimos ist dagegen
nur Beobachtern mit größeren, hochwertigeren Optiken
vorbehalten.
Jupiter
Der Gigant unter den Planeten bietet dank zweier zentraler Oberflächenbänder,
des großen roten Fleckes und der Bewegung der Gallileischen
Monde besondere Möglichkeiten. Monddurchgänge - teilweise
mehrfach pro Nacht - beigeistern mich immer wieder. Die Deutlichkeit
der Mondschatten und der Ein- oder Austritt des Mondes vor der Jupiterscheibe
ermöglichen auch mit kleineren Optiken das erkennen der Monde
als winzige Bälle zu diesen Zeitpunkten. Manchmal gelingt es
auch den Mond bereits vor Jupiter stehend zu erkennen - ein schöner
Anblick.
Zur Detailerkennung innerhalb der Großstrukturen ist entweder
eine sehr gute kleine Optik oder aber mehr Öffnung erforderlich.
Entgegen den beiden auffälligen großen Bändern,
sind Details innerhalb der Bänder oder auf der restlichen Oberfläche
sehr kontrastschwach. Jupiter ist daher besonders empfindlich hinsichtlich
der Beobachtungsbedingungen. Nicht selten verhindert die Luft Detailerkennung
( die geringen Kontraste werden quasi geschluckt) und läßt
Jupiter ein Enttäuschung werden. Nicht verzweifeln, sondern
am nächsten Tag erneut probieren. ;)
Saturn
Der
"Herr der Ringe" bietet einen begeisternden Anblick dank
der gut erkennbaren Ringe. Bereits ab ca. 30 facher Vergrößerung
sind diese von der Planetenscheibe getrennt erkennbar. Beobachtet
wird hier die Oberfläche mit der zarten Bebänderung in
grüngelbocker, die Monde in unmittelbarer Umgebung und natürlich
das Ringsystem. Dieses hat mit der Cassiniteilung eine markante
"Unterbrechung", die gerne als Kriterium für eine
erfolgreiche Beobachtung herhalten muß.
Da sich die Position zur Erde hinsichtlich der Stellung im Raum
in einem 12-Jahresrhytmus verändert, sind die Ringe nicht immer
gleich zu sehen. Man spricht von Ringöffnung um die Stellung
zu beschreiben, wobei die Jahre mit voller Ringöffnung die
interessantesten sind, da wir dann entweder von schräg oben
oder schräg unten auf Saturn blicken und so die Ringe am besten
erkennbar sind. Auch hier lohnen sich bereits 70mm Linsenöffnung
für viele schöne Beobachtungen.
Uranus, Neptun, Pluto
Die
beiden erstgenannten Planeten sind aufgrund Ihrer Entfernung nur
als kleine grünblaue Scheiben zu erkennen. Oberflächendetailbeobachtungen
sind kaum möglich und mit einfacheren Amateurmitteln nicht
machbar. Nur fotografisch lassen sich ggf. Details nachweisen. Erkennbar
sind die beiden Planeten aber auch bereits mit Einsteigerteleskopen,
wobei das Finden und Identifizieren die Herausforderung ist.
Pluto hingegen ist von einem Stern kaum zu unterscheiden. Die Eigenbewegung
gegenüber den Sternen verrät ihn und macht es möglich
ihn mit guten, mittelgroßen Teleskopen zu entdecken. Auch
hier spielt nur das Finden eine Rolle und ist für einige sicher
eine "sportliche Herausforderung".