La Palma - 2006
Reisebericht von Armin


Vorwort

Dunkler Himmel wünscht sich der Astronom. Und dafür ist La Palma bekannt. Nicht umsonst haben sich die Astronomen dort in größerem Umfang niedergelassen. Gutes Seeing, hoher Standort und ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung machen die Insel zu einem Astro-Paradies, aber auch sonst hat die Insel viele paradiesische Ecken.
Da mir La Palma als Reiseziel ohnehin noch fehlte, drängte sich ein Besuch dort gradezu auf.

Bericht

Pünklich um 5 Uhr morgens gings von Frankfurt aus los, um gut 4,5 Stunden später La Palma zu erreichen. Wir wurden direkt vom Autovermieter in Empfang genommen und nach kurzer Regelung der Formalien begann die Autofahrt in Richtung Garafia.

Autofahren und La Palma - das ist eine Besonderheit, wie man links auf dem Bild erkennen kann. Hier ist es allerings noch recht flach; im Gebirge sieht das um einiges wilder aus.

Abenteuerliche Straßenführungen, Spitzkehren und abseits der großen Hauptverbindungswege auch lausige Oberflächen machen auch aus geringen Entfernungen mitunter zeitaufwendigere Angelegenheiten.
Für die Fahrt zu unserem Häuschen ( ca. 75Km ) haben wir letztlich gut 2 Stunden gebraucht. Natürlich tastet man sich zu Beginn erst mal an das Auto und die Straßen etc. ran, aber ein Stundenmittel von deutlich über 40 Km ist kaum zu realisieren. Aber wir haben ja Zeit....
Oben rechts die Totale des Umfelds unseres Domizils für die nächsten 7 Tage.

Rechts, fast genau in der Bildmitte ist das Haus schon zu erkennen. Sehr einsam gelegen, aber mit Bedacht gewählt. Einige Kilometer vor Garafia, wenn man von Puntagorda aus kommt mit ungestörtem Blick auf das Meer und das Umland. Auch ist es kaum möglich näher an der Zufahrt zum legendären Roque de los Muchachos zu wohnen. Ob dieser Vorteile, nimmt man die rustikalere Ausstattung und Gesamterscheinung locker hin.

Hat ja auch was abenteuerliches an sich, wie uns schon die üble Piste zeigte, über die dieses Haus nur zu erreichen ist. Da wußte ich, warum der Autoverleiher Reifenschäden aus der Versicherung ausschloss. ;)
Wenige Kilometer vom Haus, ins Landesinnere fahrend, hatten wir an einem der scheinbar selteneren wolkenfreien Tage schon das Ziel vor Augen - den Roque de los Muchachos. (links)
Dort, ins Astromekka der Kanaren, sollte die Fahrt hingehen.
Eine nicht enden wollende Folge von Kurven unterschiedlichster Radien und Steilheiten führte uns nach etwa 20 Km und 40 minütiger Fahrt hinauf zum Gipfel.
Bei Tag schon abenteurlich, aber in der Nacht noch besser...
Weit oberhalb der sich im Laufe des Tages dann doch bildenden Wolken stehen entlang der Nebenstraße ( ausgeschildert mit observatorio astrofisico ) zahlreiche Kuppeln unterschiedlichster Bauformen und wohl auch verschiedenster Baujahre.

Etwas unterhalb, zentral gelegen befinden sich die Unterkünfte und alles was die Profis hier oben brauchen. All dies ist eingebettet in eine fremdartig wirkende Landschaft und grandiosem Überblick. Einfach herrlich.
Links oben, das Carlsberg Meriadian Teleskop mit Übersicht.
Rechts oben das Telescopio Nationale Galileo. Schon etwas älter aber mit 3,58m Optikgröße schon stattlich.
Links das NOT - Nordic Optical Teleskop mit einem 2,56m Spiegel.
Rechts der Blick hinab Richung Puntagorda.
Nicht im Bild aber fast fertig ist das GTC - das Gran Teleskopio Canaria mit 10,4m Spiegel in impossanter silberner Kuppel.
Weiterhin sind die Gammastrahlenforscher anwesend mit dem MAGIC gamma-ray Teleskop.

Das die Insel nicht nur den Astros was bietet, hatte ich schon angedeutet. Es gibt noch einige kleinere Ortschaften, die malerisch oft am Hang gelegen die grüne Welt unterbrachen. Enge Gassen, ältere, teils sehr schöne, farbenfrohe Gebäude gruppieren sich meist um einen zentralen Ortskern mit Kirche und Plaza.

Vulkane sind natürlich Thema hier, schließlich ist die Insel nichts anderes als die über dem Meer liegende Spitze eines gewaltigen Vulkans.
Während der zentrale Vulkan, der Taburiente, schon seit ewigen Zeiten inaktiv ist, gibts es kleinere noch aktive Schlote, vorwiegend im Süden der Insel. Hier wurde 1971 der letzte Vulkanausbruch verzeichnet, der auch heute noch erkennbare Spuren in der Landschaft hinterließ. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

A Propos, der Ausflug zur Caldera de Taburiente ist ein Muß für den Inselbesucher. Links der Blick zur Zufahrt die auf rd. 1300m endet und herrliche Ausblicke und Wanderwege bietet.

Aus- und Anblicke, damit besticht La Palma unentwegt. Natürlich auch mit farbenprächtigen Sonnenuntergängen.

Und was kommt nach dem Sonnenuntergang? Die Nacht - und das heißt "Sterne gucken", was ja schließlich einer der Beweggründe für diese Reise war.

Trotz teils starker Fallwinde war das Seeing in allen Nächten ziemlich gut.

Die Milchstraße als auffälliges Band mit Teilungen und deutlichen Varianten an Helligkeit dominierte die 2. Nachhälfte am Himmel. Skorpion und Schütze weit über dem Horizont luden besonders zur Beobachtung ein, weil sie in unseren Breiten nur teilweise zu sehen sind und nicht selten im Horizontdunst wahrhaftig "absaufen". Schräg unterhalb des Skorpions folgt Lupus, ein schönes aber objektarmes Sternbild. Weiter östlich steht der Centaur mit dem Kugelsternhaufen schlechthin - Omega Centauri. Wer ihn einmal gesehen hat wird M13 nur noch als Funzel abtun. Wieviel doch 2 mag Helligkeitsunterschied sind.

Zahllose Objekte waren trotz beginnender Mondphase leicht mit bloßem Auge zu sehen.
In den ersten Tagen würde ich die Grenzgröße bei 6,2 - 6,4 mag am Häuschen, auf dem Roque geringfügig höher beziffern. Das sind keine weltbewegenden Grenzgrößen, aber wenn man das dauerhaft hat, kann man kaum klagen.

Mit einer wenig astrotauglichen Minolta Dimage Z1 auf einfachem Fotostativ habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein paar Bilder gemacht, um die Gegebenheiten darzustellen. Aufnahmedaten: 30sek, kein Flat, Blende 2,8, 400 Iso, Brennweite 38mm
Für Hinweise zur Bildverarbeitung bin ich dankbar. Vielleicht kann man ja noch etwas mehr draus machen, als ich geschafft habe.

Links sind beide male Skorpion, Schütze und das Milchstraßenzentrum abgebildet. Rechts befindet sich oben eine Übersicht der Region Adler mit Delphin und Pfeil. Oberhalb des Pfeils ist CR399 - der Kleiderbügelhaufen erkennbar. Rechts unten erneut die Milchstraße, hier oberhalb des Schützen. Wie auf den anderen Übersichten, so sind auch hier ein paar DS Objekte erkennbar.

Das waren sie, meine Kurzeindrücke von La Palma. Insgesamt eine sehr schöne Insel und für alle, die abseits ausgetretener Touristenpfade unterwegs sein möchten, sicher ein lohnendes Ziel, selbst wenn man kein "Astro" ist.

Eines noch, man wird beobachtet.

Die Kameraden rechts und links sind überall auf der Insel und sondieren genaustens ihr Umfeld. Allerdings nur um Ihren Appetit auf Fliegen zu stillen.
La Palma wir kommen wieder.

Wer mehr wissen möchte oder Detailfragen hat kann mich gerne kontaktieren.
(c) 7/06 Antares