Dunkler Himmel wünscht sich der Astronom. Und dafür ist
La Palma bekannt. Nicht umsonst haben sich die Astronomen dort in
größerem Umfang niedergelassen. Gutes Seeing, hoher Standort
und ein Gesetz gegen Lichtverschmutzung machen die Insel zu einem
Astro-Paradies, aber auch sonst hat die Insel viele paradiesische
Ecken.
Da mir La Palma als Reiseziel ohnehin noch fehlte, drängte
sich ein Besuch dort gradezu auf.
Bericht
Pünklich um 5 Uhr morgens gings von Frankfurt aus los, um gut
4,5 Stunden später La Palma zu erreichen. Wir wurden direkt
vom Autovermieter in Empfang genommen und nach kurzer Regelung der
Formalien begann die Autofahrt in Richtung Garafia.
Autofahren
und La Palma - das ist eine Besonderheit, wie man links auf
dem Bild erkennen kann. Hier ist es allerings noch recht flach;
im Gebirge sieht das um einiges wilder aus.
Abenteuerliche Straßenführungen, Spitzkehren und
abseits der großen Hauptverbindungswege auch lausige Oberflächen
machen auch aus geringen Entfernungen mitunter zeitaufwendigere
Angelegenheiten.
Für
die Fahrt zu unserem Häuschen ( ca. 75Km ) haben wir letztlich
gut 2 Stunden gebraucht. Natürlich tastet man sich zu Beginn
erst mal an das Auto und die Straßen etc. ran, aber ein
Stundenmittel von deutlich über 40 Km ist kaum zu realisieren.
Aber wir haben ja Zeit....
Oben rechts die Totale des Umfelds unseres Domizils für
die nächsten 7 Tage.
Rechts, fast genau in der Bildmitte ist das Haus schon zu erkennen.
Sehr einsam gelegen, aber mit Bedacht gewählt. Einige Kilometer
vor Garafia, wenn man von Puntagorda aus kommt mit ungestörtem
Blick auf das Meer und das Umland. Auch ist es kaum möglich
näher an der Zufahrt zum legendären Roque de los Muchachos
zu wohnen. Ob dieser Vorteile, nimmt man die rustikalere Ausstattung
und Gesamterscheinung locker hin.
Hat ja auch was abenteuerliches an sich, wie uns schon die üble
Piste zeigte, über die dieses Haus nur zu erreichen ist.
Da wußte ich, warum der Autoverleiher Reifenschäden
aus der Versicherung ausschloss. ;)
Wenige
Kilometer vom Haus, ins Landesinnere fahrend, hatten wir an
einem der scheinbar selteneren wolkenfreien Tage schon das Ziel
vor Augen - den Roque de los Muchachos. (links)
Dort, ins Astromekka der Kanaren, sollte die Fahrt hingehen.
Eine nicht enden wollende Folge von Kurven unterschiedlichster
Radien und Steilheiten führte uns nach etwa 20 Km und 40
minütiger Fahrt hinauf zum Gipfel.
Bei Tag schon abenteurlich, aber in der Nacht noch besser...
Weit
oberhalb der sich im Laufe des Tages dann doch bildenden Wolken
stehen entlang der Nebenstraße ( ausgeschildert mit observatorio
astrofisico ) zahlreiche Kuppeln unterschiedlichster Bauformen
und wohl auch verschiedenster Baujahre.
Etwas unterhalb, zentral gelegen befinden sich die Unterkünfte
und alles was die Profis hier oben brauchen. All dies ist eingebettet
in eine fremdartig wirkende Landschaft und grandiosem Überblick.
Einfach herrlich.
Links
oben, das Carlsberg Meriadian Teleskop mit Übersicht.
Rechts oben das Telescopio Nationale Galileo. Schon etwas älter
aber mit 3,58m Optikgröße schon stattlich.
Links das NOT - Nordic Optical Teleskop mit einem 2,56m Spiegel.
Rechts der Blick hinab Richung Puntagorda.
Nicht im Bild aber fast fertig ist das GTC - das Gran Teleskopio
Canaria mit 10,4m Spiegel in impossanter silberner Kuppel.
Weiterhin sind die Gammastrahlenforscher anwesend mit dem MAGIC
gamma-ray Teleskop.
Das
die Insel nicht nur den Astros was bietet, hatte ich schon
angedeutet. Es gibt noch einige kleinere Ortschaften, die
malerisch oft am Hang gelegen die grüne Welt unterbrachen.
Enge Gassen, ältere, teils sehr schöne, farbenfrohe
Gebäude gruppieren sich meist um einen zentralen Ortskern
mit Kirche und Plaza.
Vulkane sind natürlich Thema hier, schließlich
ist die Insel nichts anderes als die über dem Meer liegende
Spitze eines gewaltigen Vulkans.
Während der zentrale Vulkan, der Taburiente, schon seit
ewigen Zeiten inaktiv ist, gibts es kleinere noch aktive Schlote,
vorwiegend im Süden der Insel. Hier wurde 1971 der letzte
Vulkanausbruch verzeichnet, der auch heute noch erkennbare
Spuren in der Landschaft hinterließ. Menschen kamen
glücklicherweise nicht zu Schaden.
A Propos, der Ausflug zur Caldera de Taburiente ist ein Muß
für den Inselbesucher. Links der Blick zur Zufahrt die
auf rd. 1300m endet und herrliche Ausblicke und Wanderwege
bietet.
Aus-
und Anblicke, damit besticht La Palma unentwegt. Natürlich
auch mit farbenprächtigen Sonnenuntergängen.
Und
was kommt nach dem Sonnenuntergang? Die Nacht - und das heißt
"Sterne gucken", was ja schließlich einer
der Beweggründe für diese Reise war.
Trotz teils starker Fallwinde war das Seeing in allen Nächten
ziemlich gut.
Die Milchstraße als auffälliges Band mit Teilungen
und deutlichen Varianten an Helligkeit dominierte die 2. Nachhälfte
am Himmel. Skorpion und Schütze weit über dem Horizont
luden besonders zur Beobachtung ein, weil sie in unseren Breiten
nur teilweise zu sehen sind und nicht selten im Horizontdunst
wahrhaftig "absaufen". Schräg unterhalb des
Skorpions folgt Lupus, ein schönes aber objektarmes Sternbild.
Weiter östlich steht der Centaur mit dem Kugelsternhaufen
schlechthin - Omega Centauri. Wer ihn einmal gesehen hat wird
M13 nur noch als Funzel abtun. Wieviel doch 2 mag Helligkeitsunterschied
sind.
Zahllose Objekte waren trotz beginnender Mondphase leicht
mit bloßem Auge zu sehen.
In den ersten Tagen würde ich die Grenzgröße
bei 6,2 - 6,4 mag am Häuschen, auf dem Roque geringfügig
höher beziffern. Das sind keine weltbewegenden Grenzgrößen,
aber wenn man das dauerhaft hat, kann man kaum klagen.
Mit
einer wenig astrotauglichen Minolta Dimage Z1 auf einfachem
Fotostativ habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten ein
paar Bilder gemacht, um die Gegebenheiten darzustellen. Aufnahmedaten:
30sek, kein Flat, Blende 2,8, 400 Iso, Brennweite 38mm
Für Hinweise zur Bildverarbeitung bin ich dankbar. Vielleicht
kann man ja noch etwas mehr draus machen, als ich geschafft
habe.
Links
sind beide male Skorpion, Schütze und das Milchstraßenzentrum
abgebildet. Rechts befindet sich oben eine Übersicht
der Region Adler mit Delphin und Pfeil. Oberhalb des Pfeils
ist CR399 - der Kleiderbügelhaufen erkennbar. Rechts
unten erneut die Milchstraße, hier oberhalb des Schützen.
Wie auf den anderen Übersichten, so sind auch hier ein
paar DS Objekte erkennbar.
Das
waren sie, meine Kurzeindrücke von La Palma. Insgesamt
eine sehr schöne Insel und für alle, die abseits ausgetretener
Touristenpfade unterwegs sein möchten, sicher ein lohnendes
Ziel, selbst wenn man kein "Astro" ist.
Eines noch, man wird beobachtet.
Die Kameraden rechts und links sind überall auf der Insel
und sondieren genaustens ihr Umfeld. Allerdings nur um Ihren
Appetit auf Fliegen zu stillen.
La Palma wir kommen wieder.
Wer
mehr wissen möchte oder Detailfragen hat kann mich gerne kontaktieren.
(c) 7/06 Antares