Televue Ethos 13 mm
neue Maßstäbe für Weitwinkelokulare


Größenvergleich mit einem 32mm Plössl

Vorwort

Televue bietet schon seit vielen Jahren mit den Nagler Okularen Weitwinkelokulare im oberen Preissegment an. Diese unterscheiden sich von den ebenfalls von Televue angebotenen Panoptik-Okularen durch noch mehr Gesichtsfeld - jeweils scheinbare 82 Grad. Innerhalb der Naglerreihe gibt es inzwischen 5 Typen mit Brennweiten zwischen 31 und 2,5mm, denen weitgehend gemeinsam ist, dass sie bei guter Transmission trotz vieler Linsen, fast alle über das gesamte Bildfeld auch gute Abbildungen bei schnellen Geräten liefern.
Mit dem Ethos geht man nun auf scheinbare 100 Grad Feld und setzt damit neue Maßstäbe in Sachen Gesichtsfeld, auch wenn es vereinzelt bereits Okulare mit scheinbaren Feldern über der Naglerreihe gibt. So besitze ich derzeit z.B. einen Protoypen eines 10mm Okulars mit 90 Grad Feld. Insofern waren die Erwartungen und Anforderungen an dieses Okular sehr hoch, zumal es einen stolzen Verkaufspreis in Deutschland hat. Verwundert bin ich über die Preisentwicklung, die doch sehr schnell eine Verbilligung um 150 Euro gebracht hat. Für den Kunden eine interessante Entwicklung, schließlich ist das Okular nun im Bereich des 31iger Nagler und damit doch erschwinglicher geworden.


Neuerdings liest man von 2 Versionen des Ethos. Es gibt wohl eine etwas schlanker gebaute Version, die Binonutzung ermöglichen soll.

Dank

Besonderer Dank gilt Wolfi Ransburg von Teleskop-Service, der mir dieses Okular für einen längeren Zeitraum zum Test zur Verfügung gestellt und damit einen Erfahrungsbericht ermöglicht hat.

 

Bericht

Geliefert wird das Televue Ethos 13mm in den bekannten schwarzen Kartons, wie sie für alle Televue Okulare üblich sind. Dieser ist stabil und schützt dank innen liegender Hartschaumform das Okular gut auf dem Transportweg. Zusätzlich ist das Okular noch in Folie verpackt. Die beiden Deckel des Okulars unterscheiden sich - oben wird der bei Televue übliche 2" Deckel verwendet, während der Deckel für die Steckhülse nur 1,25" hat. Für den Feldeinsatz würde ich jedoch Drehpacks vorziehen. Es gibt exakt passende Größen.

Ausgepackt fallen sofort 2 Besonderheiten auf. Zum einen weist das Okular neben der 1,25" Steckhülse auch einen Überwurf in 2" auf, wie es ihn bei mittleren Naglerbrennweiten auch schon gab. Ein Feature das ich persönlich begrüße, weil es im Zweifel die Verwendung einer Reduzierhülse obsolet macht. Weiterhin stößt man unweigerlich auf eine kleine Schraube im 2" Adapter, die als Möglichkeit zur Klemmung auf bestimmten 1,25" Auszügen verwendet werden kann. Aus der Praxis konnte ich keine Notwendigkeit erkennen, denn eine Reduzierhülse hält den, wenn auch kurzen 1,25" Teil der Steckhülse gut.

Gegen das Licht gehalten fällt die gute Innenschwärzung auf.
Das Okular wirkt innen völlig dunkel, so das kein
Störlicht das Auge erreicht.
Die Linsen sind selbstverständlich multivergütet und haben geschwärzte Kanten.
Eine Verfärbung durch die Linsen fiel nicht auf.

Die Verarbeitung ist insgesamt hochwertig,
wie man es von einem Okular dieses Preises auch erwarten muß. Kein Klappern, Staub oder sonst etwas störendes.

Um unteren Ende findet man den Hinweis in Papierform, dass man vom Abschrauben der Hülsen, was möglich ist, absehen sollte, weil sonst Linsen herausfallen könnten. Daher habe ich jedwede Überlegung in diese Richtung verworfen.

Selbst seitlich fotografiert sieht man hier schön, dass immer noch die Öffnung voll sichtbar ist und dass das Okular komplex aufgebaut ist. Genauere Angaben insbesondere zum Linsenaufbau sind nicht bekannt und auch bei Televue derzeit nicht verfügbar. Ich nehme an, es dürfte sich wohl um einen 6-8 Linser handeln.

Beobachtung

Verwendet wurde das Okular hauptsächlich an folgenden Geräten: 12,5" f/5 Dobson, 8" f/5 Dobson, Williams FL80/555.
Inzwischen konnte es an 16" f/4,5, 8" f/4 und einem 114/450mm Newton ebenfalls probiert werden.

Zeit- und wetterbedingt konnte ich inzwischen mehr Zeit zum probieren verwenden.Praktische Vergleiche wurden bisher ausschließlich, in Ermangelung eines 13mm Nagler, mit dem 14mm Antares Speers Waler WA vorgenommen, da ich dieses Okular in zwischen seit fast 5 Jahren habe und es oft gegen Mitkonkurrenten in dieser Brennweitenlage, u.a. auch das 13mm Nagler testen konnte und somit gut bekannt ist.

Im Vergleich zum Speers Waler wirkt das Okular größer und wuchtiger, wenngleich ich es schwerer erwartet hätte. Ein vernünftig balancierter Dobson dürfte mit dem knapp 600 g schwerern Okular keine Probleme haben, was insbesondere mit Onkel Als Granaten
ja mitunter passieren kann. Die 2" Hülse paßt exakt und ist mit Sicherungsnut versehen. Der Fokus ist etwas intrafokal, liegt aber im normalen Rahmen, weit unkritischer als beim 14er Speers, wenn man die 1,25" Steckhülse verwendet. Mit 2" Verwendung können kurzbauende Okularauszüge zu knapp werden. Insgesamt sollte das Okular problemlos überall verwendet werden können.

Der Einblick ist angenehm und für mich völlig unproblematisch, wenn man das Auge axakt an die ausgeklappte Augenmuschel anlehnt. Die Augenmuschel selbst unterscheidet sich nicht von den anderen Televueokularen - vielleicht nicht hochwertig, aber sie passt. Dann ist - man höre und staune - das ganze Feld wirklich zu überblicken. Mit Brille dagegen ist es mir nie gelungen - auch bei eingeklappter Augenmuschel nicht. Von daher muß ich leider attestieren, dass auch das Ethos kein wirkliches Brillenträgerokular ist, wenngleich mir der Einblick
komfortabler erscheint als beim 13mm Nagler und einer meiner Mitbeobachter den vollen Überblick trotz Brille attestierte. Den Augenabstand würde ich mit mit den werksseitig angegebenen 15mm bestätigen wollen.

Und das Bild..... einfach nur ein Wow! Und das ging auch meinen Mitbeabachtern so, die sich den Anblick mal antuen wollten. Nadelpunktförmige Sterne und eine sehr schöne Bildästhetik dank tiefschwarzem Hintergrund liefert dieses Okular ab - für meine Begriffe ein brilliantes Bild. Der Vergleich mit dem Speers Waler WA, das natürlich in einer anderen Preisliga spielt, zeigt zum einen, das trotz etwas kleinerer Brennweite geschätze 15%-20% mehr wahres Feld gezeigt werden und das Transmission und Sternabbildung sehr gut sind.
Nicht dass das Speers schlecht ist, das ist keinesfalls so, aber das Ethos zeigt doch, dass hier erkennbar mehr möglich ist. Das Bild wirkt über das gesamte Feld scharf, wenngleich ich einräumen muss, dass die Beurteilung der Abbildung zum Rand schwierig ist. Gezieltes Randschauen ist nur schwer möglich. Bei normalem geraden Einblick sind Sterne auch am Rand punktförmig, auch wenn sie etwas vergrößert erscheinen. Keine Bananen oder andere Formen und die Newtonkoma ist nur im äußeren Bereich und morderat zusehen.
Dies änderte sich auch nicht bei f/4,5, die kurzzeitig ebenfalls probiert werden konnten. Selbst bei f/4 scheint es in Sachen Randabbildung auf dem Niveau des 13mm Nagler zu liegen. Sie ist nicht perfekt, aber es bestätigte sich mein erster Eindruck, positiv für schnelle Öffnungen zu votieren. Die geringe AP in Verbindung mit den feinen Sternen schafft ein brilliantes Bild, wenngleich ich zum Ergebnis komme, dass dadurch in der Praxis kein Detailgewinn erreicht wird. Nadelpunktfeine Sterne über einen großen Bereich des Gesichtsfelds machen es zu dem Deepskyokular in der Brennweite. Mit ihm durch Makarians Chain zu fliegen ist ein Genuß, weil durch das große Feld oft einige Galaxien gleichzeitig zu sehen waren. Auch Kugelsternhaufen wie M13 zeigen sich schon sehr schön angelöst mit viel Umgebung. Zum Rand werden die Sterne dicker. Zum einen ist das Bild feld bei f/5 nicht ganz eben und das Okular hat natürlich bauartbedingt Verzeichnungen. Koma ist bei f/5 nicht wirklich ein Störfaktor im Bild. Selbst bei f/4 bleibt das moderat. Das reale Feld ermittelt über die Okularfunktion in CdC anhand einer Sternkonstellation liegt bei maximalen 85 Grad und ist wie auch die Praxis zeigte nur geringfügig kleiner als das wahre Feld am Himmel, das ein 17mm Nagler zeigt. Für die Okularausstattung bedeutet dies, das man nach oben erst jenseits der 20mm wieder Bedarf hat und jedwede Gedanken über eine Zwischengröße wie 17mm getrost vergessen kann. Man wird sie nicht vermissen.

Am Tage sieht man die leichte Bildfeldwölbung und vor allem die kissenenförmige Verzeichnung deutlich, die bei der DS Beobachtung hingegen gar nicht stört. Planeten oder Mondeinsätze hatte das Okular bisher noch nicht.

Was ich zu Beginn sehen konnte, hat mich aber damals bereits davon überzeugt, dass dieses Okular im Koffer bleiben wird. So ist es auch gekommen und rückwirkend betrachtet war es richtig. Das 14er Speerswaler mußte gehen. Für die Galaxienjagd bei f/5 und sogar für offene Sternhaufen am 12,5" f/5 erscheint es mir das ultimative Werkzeug zu sein. Größere Objekte machen damit im Willi Apo oder anderen kurzen Geräten Spaß, so kommen die Plejaden einfach genial ins Bild mit jeder Menge Umfeld. Auch Cirrus ist fantastisch.

Mein vorläufiges Fazit - ein Hammerteil, wenn auch für sehr viel Geld, das einen neuen Maßstab setzt, hat sich bestätigt. Auch meinen Mitbeobachter geht es so und inzwischen befindet sich schon das 2. in der Gruppe. :) In Anbetracht der Tatsache, dass mit dem Speers Waler 14WA ( neu 13,4 WA) ein Okular für ein viertel des Preises auf dem Markt ist, das sehr nahe am 13mm Nagler T6 liegt, bin ich geneigt in der Brennweitenlage das Speers oder halt gleich das Ethos zu empfehlen, wenn Deepsky mit schnellem Gerät ansteht. Die aktuelle Preisentwicklung der Naglerokulare hat dieses Statement etwas überholt, da sich Nagler und Speers Waler bis auf rd. 80 Euro angenähert haben und das Ethos deutlich billiger geworden ist. Vielleicht bekommen nun die kompakten Maße des 13mm Nagler mehr Gewicht.

Ausblick (Stand 9/2013):
Da Televue inzwischen, wie angekündigt, die Reihe ausgebaut und weitere Brennweiten eingeführt. Inzwischen gibt es Brennweiten von 21, 17, 13, 10, 8 und 6mm mit 100 Grad Feld. Darunter wurde mit den Ethos EX 4,7 und 3,7 mm sogar 110 Grad Feld erreicht. Ich habe neben dem 13er auch noch 8, 6 und das 4,7mm EX angeschafft.
Auch bei f/4 sind die Okulare hervorragend und bestechen mit Kontrast, dunklem Himmelshintergrund und punktförmigen Sternen. Inzwischen habe ich mit an das große Feld gewöhnt und kann das Feld gut überblicken.
Ob es noch weitere Änderungen oder Erweiterungen gibt, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings hat Explore Scentific mit optisch ähnlichen Designs und Werten den Markt aufgewirbelt. Die neuen ES Ultrawide Okulare sind eine klare Kampfansage an Televue und können soweit ich das bisher sehen konnte durchaus überzeugen. Es bleibt also spannend.....

Technische Daten Ethos 13 mm:
Scheinbares Gesichtsfeld: 100 Grad
Reales Gesichtsfeld : geschätze 85 Grad
Feldblende: 22,3mm optisch wirksame Größe (nicht geeignet um das wahre Fel dzu ermitteln)
Augenabstand ca. 15mm
Gewicht mit Kappen 595g
Maße - Höhe 15,5cm, Umfang am Schriftzug 20,2 cm
Preis: bei Einführung 669,- Euro UVP, z.Zt ( Mai.08) 516,- Euro in Deutschland

© 3/2008, erweitert 9/2013 Antares