Einstiegsgedanken

Wer auf dieser Seite angekommen ist, hat m.E. schon den richtigen Weg eingeschlagen. Damit meine ich nicht, das diese Homepage gefunden wurde, sondern das erkannt wurde, das ein ernst gemeinter Einsteig in die praktische Astronomie nicht ohne Vorbereitung erfolgen sollte/kann.
Daher möchte an dieser Stelle ein paar Grundgedanken zur praktischen Astronomie darlegen.

Die praktische Astronomie ist für mich ein schönes und vielseitiges Hobby, welches auch nach vielen Jahren nicht langweilig wird oder werden muß. Es ist etwas fürs Leben, wenn einen der Astrovirus gepackt hat. So gibt es unterschiedlichste Betätigungsfelder analog der vielseitigen Varianten an Himmelskörpern bzw. -objekten. Einige verbinden die Astronomie mit der Fotografie und erreichen hier - zugegeben nach vielen Jahren Erfahrung - inzwischen Ergebnisse, die vor 20 - 30 Jahren absolut undenkbar waren und damals bestenfalls Großsternwarten vorbehalten waren.

Astronomie bildet, denn durch die Vielseitigkeit und die Verbindung von Wissenschaft, Natur und Technik werden einem im Laufe der Zeit viele Dinge begegnen und möglicherweise auch beschäftigen und fesseln. So entwickeln die Handwerker unter den Astronomen große Begeisterung für den Selbstbau, der sicher in der kompletten Errichtung eines Teleskops incl. der Optik gipfelt. Andere Sternfreunde zeichnen was sie sehen, andere entwickeln "Sportsgeist" und observieren den Himmel mit dem Ziel "die Entdeckung" zu machen. Trotz Groß- und Weltraumteleskopen ist dies möglich, wie uns z.B. Sebastian Höhnig - ein Kometenentdecker - vorgemacht hat.
Dennoch sollte man Astronomie nicht als Sport ansehen. Schneller, höher und weiter bleibt als Gedanke der Leichtathletik vorbehalten. Auch größer, besser, teurer sind m.E. falsche Ansätze und bergen die Gefahr von unnötigem Frust. Selbst mit klassischen Einsteigergeräten ist vieles möglich und zu sehen, so das man je nach Gerät Jahre braucht um die Grenze des machbaren zu erreichen. Auch Scham oder Bedenken ob des vielleicht kleinen billigen Teleskops braucht man nicht zu haben. Jeder hat mal angefangen und viele Sternfreunde eben auch mit genau diesen ach so kleinen Teleskopen. Jedes Teleskop hat seinen Himmel und kann Spaß machen. Das ultimative Teleskop, das alles kann ist dagegen Fiktion.

Ob der großen Auswahl an Geräten und die vielseitigen Möglichkeiten dieses Hobbys wäre es vermessen zu Beginn, "das Teleskop" zu suchen. Meist wird erst die Zeit zeigen in welche Richtung man gehen möchte, welche Objekte z.B. gezielt beobachtet werden sollen und ob Fotografie oder zeichnen von Interesse ist. Die viele dieser Teilbereiche, doch ein teilweise nicht unerhebliches Maß an Erfahrungen erfordern, ist man m.E. mit einem Allroundteleskop zu Beginn tendenziell gut beraten. Nur selten wird der Einsteiger schon so konkret definieren können, wie er praktische Astronomie über viele Jahre betreiben will, als das man individueller geeignete Geräte und Equipment auswählt. Auch hier sind praktische Erfahrungen schon vor dem Kauf hilfreich.

Astronomie verbindet. Auch kann das gemeinsame Hobby Basis für Freundschaften sein, die sich nicht so selten auch daraus entwickeln. Sowohl in der unmittelbaren Umgebung, aber auch weit außerhalb des räumlichen Umfelds.

Es lohnt sich einzusteigen, da selbst die einfache Beobachtung des Himmels, ohne weitere, hochgesteckte Ambitionen Spaß macht. So werde ich sicher nicht die ersten eigenen Beobachtungen vergessen, die mir mit vergleichsweise bescheidenem Equipment Mond, Saturn und Jupiter, aber auch erste Deepskyobjekte in einer bis dato nie für möglich gehaltenen Art und Weise zeigten. Mich hat es fasziniert diese Objekte selbst zu sehen - mit eigenen Augen. Auch heute noch faszinieren die Weite des Alls, die filigranen Strukturen der Nebel, die Farben der Doppelsterne und das Wissen um die gesehenen Objekte, wie Galaxien, Kugelsternhaufen, aber auch so nahe liegenden Himmelskörpern wie Sonne, Mond und Planeten.

Nicht übersehen darf man allerdings, das die praktische Astronomie immer auch lernen mit sich bringt - ja in gewissem Rahmen auch fordert. Die
Technik, der Umgang mit dem Gerät und die Orientierung am Himmel wollen erlernt und geübt werden, nach dem man sich theoretisch vorbereitet hat. Gerade letztgenannter Punkt verdient m.E. viel Aufmerksamkeit und wird nur allzugern übersehen. In der heutigen Medienlandschaft ist es leichter denn je, genau dies zu tun. Es gibt viele Angebote z.B. im Internet, die ein gewaltiges Potential an Informationen vorhalten und so nützlich sind. Doch all diese Informationen sind, auf gewisse Weise betrachtet, nur Theorie und können daher dem Interessierten die praktischen Erfahrungen nur begrenzt vermitteln.

In meinen Augen ist der einzige vernünftige Weg zum Einstieg auch die Praxis vorab zu erleben. Sternfreunde, Vereine und Sternwarten gibt es fast überall. I.d.R. wird man Einsteiger und welche die es werden wollen gerne aufnehmen und auch tatkräftig unterstützen, damit der Start oder die ersten Erfahrungen gelingen. So kann man Enttäuschungen vermeiden, denn die Hochglanzbilder mancher Prospekte oder der Großteleskope haben mit dem tatsächlichen Anblick im Teleskop wenig gemeinsam. Das ist physikalisch schlicht nicht möglich.

Die ein oder andere Enttäuschung wird es dennoch geben - etwas Geduld sollte man schon mitbringen. Die praktische Astronomie ist kein Hobby das auf Knopfdruck funktioniert, selbst wenn manche Teleskophersteller diesen Eindruck dank vieler elektronischer Features gerne vermitteln wollen. Der Erfolg kommt mit der Zeit und den Erfahrungen die man auf seinem Weg macht. Der Einzelkämpfer braucht hier mehr Zeit, als sein Kollege mit Sternfreunden, denn der Meinungs- und Erfahrungsaustausch ist, so wie ich es immer wieder erlebe, ein wesentlicher Teil des gemeinschaftlichen Beobachtens. Zögert also nicht andere anzusprechen oder anzuschreiben - i.d.R. lohnt es sich.


Wer diesen Weg geht, etwas Geduld und Lernwille mitbringt, wird, so glaube ich, viel Spaß und Freude an diesem schönen Hobby haben, welche Triebfeder auch immer der Auslöser ist und in welcher Art und Weise man sich mit der Astronomie beschäftigt. Es gibt viel zu sehen und zu erleben.

Viel Erfolg und Spaß unter dunklem, klarem Himmel wünscht Euch
Armin

(C) 6/2005 Antares