Normalerweise
nutze ich fast ausschließlich Peilsucher an Teleskopen. Ich komme damit
gut zu Recht und finde meist schnell das gesuchte Objekt. Dennoch habe ich manchmal
den Wunsch bzw. den Bedarf eines Suchers. Meisten dann, wenn grenzwertige DS-Beobachtungen
angesagt sind. Doch was tun? Gute 6x30 und 8x50 habe ich zwar, aber beide haben
einen geraden Einblick. Am Newton führt dies mitunter zu Verrenkungen und
ist keine Ideallösung. So
war klar, dass es ein kleiner Richfielder werden sollte. Ein 80/400 FH über
die Witty montiert, zerrt mit seinem Gewicht sehr stark am Tubus meines Newtons
und verformt ihn sogar etwas. Über die Rohrschelle des Hauptgerätes
kann ein solcher Refraktor in Verbindung mit einer Primenscheine mit Fotostativgewinde
und Bohrungen für die beiden Rohrschellen angeschraubt werden. Allerdings
ist dann die Ausrichtung des Suchers manchmal problematisch, weswegen eine andere
Lösung gefunden werden musste.
Der
TS 70/350 FH
Der
70/350 Refraktor von TS kam wie gerufen, wiegt er nach Küchenwaage nur ca.
900g. Er ist somit wesentlich leichter als der 80/400 FH. Da er auch eine Prismenschiene
hat, ist er auch als vollwertiger kleiner Richfielder parallaktisch zu betreiben.
Auch die Adaption auf ein Fotostativ ist möglich, da die Schiene ein Fotostativgewinde
hat. Das finde ich sehr positiv. Ebenfalls gefällt mir der Taukappendeckel,
welcher klemmbar ist und dass das Teleskop eine vergütete Optik hat. Es ist
viel Plastik verbaut und erinnert mich in hohem Maße an meinen LIDL (SKYLUX
70/700). Das war ob des Preises und des Gewichtes nicht anders zu erwarten. Aber
es reicht für meine Zwecke voll und ganz aus.
Bastelstunde
Die Prismenschiene
Die Prismenschiene ist für meine Begriffe verkehrt angebaut. Ursprünglich
war das Fotostativgewinde vorn nahe der Linse. Damit war das Teleskop zwar weitgehend
im Gleichgewicht, aber wenn man ein Zenitspiegel und ein Okular verwendet und
dazu den OAZ ja herausdrehen muß, paßte die Balance gar nicht mehr.
Ergo wurde der Refraktor auseinander geschraubt und die Schiene abgeschraubt,
herumgedreht und wieder angebracht. Das entpuppte sich als fummelig, da die Muttern
innen nicht fest sind und eine eingebaute Blende den direkten Zugriff verhinderte.
Letztlich ist es mir dann doch gelungen und dies war gelöst.
Der
OAZ
Der OAZ sieht 1 zu 1 aus, wie der des LIDL-Skylux. Er hat keine Blende
und ist aus Kunststoff. Er muß nicht zwingend gekürzt werden, auch
wenn bei voll eingefahrenem OAZ die Linse nicht voll zu sehen ist -also vignetiert
wird.
I.d.R. muß ich die 2 cm ohnehin rausdrehen, die nötig
sind um die Öffnung voll zu nutzen. Streulichtunterdrückung und
Reduzierung des Spiels sind erforderlich. Zur Streulichtunterdrückung
verwendete ich Veloursfolie (DC-fix). Das Spiel wurde mit 3 Streifen breitem
Tesafilm beseitigt. Genauso wie ich es am Skylux schon erfolgreich angewandt hatte.
Weiterhin wurde die Taukappe mit Veloursfolie beklebt, was zu einer Verbesserung
führt.
Wie
der Sucher dann praktisch aussehen kann, zeigt die innovative Konstruktion auf
dem unteren Bild von Günther Mootz
Fadenkreuz
Für alle die zu Ihrem Sucher auch noch ein Fadenkreuz wollen, habe ich
hier mal meine Einfachstversion beschrieben.
Nach umfangreichem Marktstudium
und der Erkenntnis, das beim ATH so mancher Händler meint, man käme
unvorbereitet, war der Kauf eines fertigen Fadenkreuzokulares ad acta gelegt.
Die nahe liegende Lösung schien mir der Selbstbau, da es ja nicht perfekt
sein mußte und das Kreuz nur der Orientierung dienen soll. Realisiert wurde
dann ein Fadenkreuz aus mattschwarzer Pappe und einem Faden (daher der Name :))
Um den Faden zu straffen wird das linke Pappstück einfach etwas angezogen.
Dies erleichtert auch das herausnehmen aus dem Okular, denn die Hülse wird
einfach eingesteckt und ist somit an jedem Okular zu verwenden. Der Pappring
wurde entsprechend dem Steckmaß gefertigt und ist recht flexibel, auch wenn
es auf dem Bild etwas anders aussieht.
Eine zugegebener Maßen
nicht grade wunderschöne Lösung, aber sie funktionierte bei ersten Tests.
Ggf. werde ich den Tipp eines Sternfreundes bei Gelegenheit umsetzen und eine
Lösung mit ganz dünnen Draht bauen, damit des Kreuz etwas schöner
wird.
Die Hülse verschwindet fast im Okular, je nach Lage der Feldblende.
Auf dem Bild ist sie nur nicht ganz eingeschoben.
Fazit
Der TS
70/350 ergibt so, zusammen mit einem normalen Zenitspiegel, einen schönen
Sucher mit variablem Einblick. Helle Objekte sind schon gut und deutlich zu sehen
und leicht zu identifizieren. Auch zur Himmelsübersicht ist es gut geeignet.
Die Adaptionsfrage ist dann noch zu lösen. Mir kommt entgegen, bereits
eine Baader-Witty zu besitzen, die sich hierfür dank der Adaptions- und Verstellmöglichkeiten
hervorragend eignet. Der Vorteil mit 70mm Öffnung suchen zu können ist
m.E. den Aufwand wert, zumal ein guter Winkelsucher mit 1,25" Steckmaß
teurer ist. Dafür ist das Gesichtfeld mit über 4 Grad mit einem
32mm Plössl etwas geringer, aber in meinen Augen immer noch gut geeignet.
Ich habe lieber das TSSW 20 genutzt, wobei ich später sogar in Richtung 15mm
Okularbrennweite ging. Die höhere Vergrößerung bringt Auflösung
und erleichtert das Identifizieren. Das es sich hierbei um ein vollwertiges
Teleskop mit Standartokularsteckmaß handelt, ist eine runde Sache. So kann
ich gleichzeitig Totalansichten mit dem kleinen und Detailansichten mit dem eigentlichen
Teleskop erreichen, was ich z.B. bei Mondfinsternissen gerne nutze.